Dreierpack beim 4:2 Modeste schießt Köln Richtung Europa
Köln (dpa) - Anthony Modeste schnappte sich nach seiner erneuten Gala den Spielball und ließ ihn keine Sekunde mehr aus den Augen. Doch neben der persönlichen Trophäe dachte der Franzose in der Stunde seines Triumphes auch an die Kollegen.
„Zu zweit ist es langweilig. Deshalb habe ich ihm signalisiert, dass er die ganze Mannschaft einladen soll“, sagte der Torjäger des 1. FC Köln nach seinem Dreierpack beim 4:2 (3:0) gegen Hertha BSC über seinen außergewöhnlichen Koch-Jubel, einer zunächst nicht erklärbaren Rührbewegung nach dem 1:0.
Die Erklärung: Vor Saisonbeginn hatte Modeste eine Wette mit einem Mannschaftsbetreuer Klaus Maierstein abgeschlossen - würde er mehr als 20 Tore erzielen, müsste dieser ihn zum Essen einladen. Am Samstag übertraf Modeste diese Marke. Mit 22 Saisontoren liegt er in der Bundesliga-Torschützenliste nur noch einen Treffer hinter dem führenden Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang.
Dass er unter der Woche schon wieder nicht für die Nationalmannschaft nominiert wurde, war für den 28-Jährigen nach eigener Auskunft aber „keine zusätzliche Motivation“. Obgleich das konsequente Ignorieren durch Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps nicht nur für Kölns Sportchef Jörg Schmadtke „nicht nachzuvollziehen“ ist. Torhüter Timo Horn sagte gar: „Wir wissen nicht, was wir ohne ihn tun würden.“
Am Samstag besiegte Modeste mit einem Dreierpack (35./37./62.) nach Kölns frühestem Saisontor durch Yuya Osako (6.) die Hertha fast im Alleingang. Und sorgte dafür, dass die Rheinländer mit nun drei Punkten Rückstand auf die fünftplatzierten Berliner weiter von der ersten Europacup-Teilnahme seit 25 Jahren träumen dürfen.
Die Hertha, die in dieser Saison in der Europa-League-Quali gescheitert war, gefährdet derweil weiter Woche für Woche ihre durch Heimstärke erarbeitete Ausgangsposition. Die Niederlage in Köln, die die Tore von Vedad Ibisevic (50./Foulelfmeter) und John Brooks (69.) nicht mehr verhinderten, war bereits die sechste auswärts in Serie.
„Irgendwas müssen wir auswärts ändern“, meinte Trainer Pal Dardai und dachte dabei vor allem an Rituale: „Ob es das Hotel ist oder die Anreise, weiß ich nicht. Wir haben schon vieles versucht, aber wir verschenken immer eine Halbzeit.“ Manager Michael Preetz meinte: „Beim nächsten Auswärtsspiel (in Mönchengladbach) machen wir auf jeden Fall was anders. Da reisen wir erst am Spieltag an, weil es unter der Woche stattfindet. Ich fürchte aber, damit ist es nicht getan.“
Durchaus vorstellbar, dass Dardai auch personell einiges ändert. In Köln bot er zum fünften Mal hintereinander dieselbe Startelf auf - das hatte es bei den Berlinern zuletzt vor 35 Jahren gegeben. Bei Köln hatte Trainer Peter Stöger die Mannschaft auf drei Positionen geändert und ihr laut Torhüter Horn unter der Woche ins Gewissen geredet. „Deshalb hat der Trainer einen großen Anteil an diesem Sieg“, sagte Horn: „Wenn wir so weitergespielt hätten wie in den letzten Wochen, hätten wir über Europa nicht sprechen müssen.“ Seit fünf Spielen waren die Kölner vor dem Hertha-Spiel ohne Sieg.