„Notnagel“ Cacau schießt VfB auf Europa-League-Platz
Stuttgart (dpa) - „Notnagel“ Cacau hat den VfB Stuttgart wieder auf einen Europa-League-Platz geschossen. Der zuletzt auf die Bank verbannte Nationalstürmer erzielte beim überaus glücklichen 1:0 (0:0) des gegen den über weite Strecken klar besseren 1. FC Nürnberg den Siegtreffer.
„Ich freu' mich riesig für Cacau, ich hab's gehofft“, sagte VfB-Trainer Bruno Labbadia erleichtert. „Das hat ihm gut getan, das hat uns gut getan.“ Schließlich stießen die Stuttgarter in der Fußball-Bundesliga auf Rang sieben vor.
Der Matchwinner, der nur wegen der Gelb-Sperre von Winterzugang Vedad Ibisevic erstmals seit sechs Spieltagen wieder in die Startelf gerückt war, kommentierte die für ihn auch im Hinblick auf seine EM-Ambitionen unbefriedigende Degradierung gelassen: „Ich habe mir keinen Druck gemacht, weil ich zuletzt auf der Bank gesessen bin. Mit bald 31 habe ich das schon oft erlebt und gelernt, mit solchen Situationen umzugehen.“ Dumm ist für Cacau nur, dass er nun ausgerechnet am nächsten Freitag gegen Spitzenreiter Borussia Dortmund wieder nur Zuschauer ist. „Die fünfte Gelbe Karte ist bitter“, klagte er nach seinem fünften Saisontor (78. Minute). „Wir können vielleicht in Dortmund gewinnen.“
Dann muss sich der VfB aber gewaltig steigern und völlig anders präsentieren als gegen die Franken. Vor allem in der ersten Halbzeit schienen die Stuttgarter von allen guten Geistern verlassen und nicht einmal das kleine Fußball-Einmaleins zu beherrschen. „Wir können uns glücklich schätzen, dass es da 0:0 stand“, räumte Martin Harnik ein, der die einzige Stuttgarter Halb-Chance kläglich vergab (38.).
Nürnberg konnte im ersten Durchgang nach Belieben schalten und walten. Einziges Manko war die mangelhafte Chancenverwertung, wobei auch Pech hinzu kam. Adam Hlousek traf nur die Latte (7.). Nach Markus Feulners Lupfer konnte der Ex-Nürnberger Julian Schieber kurz vor der Linie per Kopf retten (8.). VfB-Abwehrchef Georg Niedermeier wäre beinahe ein Eigentor unterlaufen (31.). Die VfB-Leihgabe Daniel Didavi (43.) und Timothy Cnadler (44.), an dem die Schwaben interessiert sind, scheiterten knapp.
Dieter Hecking haderte nach der „sehr, sehr ärgerlichen Niederlage“ zurecht: „Wir hätten nicht nur einen Punkt verdient, sondern drei aufgrund der ersten Halbzeit.“ Der „Club“-Coach lobte die „tolle Reaktion“ seiner Mannschaft nach der jüngsten Heimpleite gegen Wolfsburg. Als einzige Schwäche kritisierte er: „Bei so vielen Chancen muss man zwei, drei Tore machen.“ Zudem muss Hecking wohl für längere Zeit auf Stürmer Alexander Esswein (Verdacht auf Innenbandverletzung) und Daniel Didavi (Muskelproblem an der Wade) verzichten.
Der VfB konnte sich dagegen über eine quasi optimale Chancenverwertung freuen. „Wichtig ist, dass wir drei Punkte geholt haben“, erklärte Cacau. Er war sich mit seinen Kollegen und seinem Coach einig, dass die ersten 45 Minuten richtig schlecht waren. Labbadia machte dafür weniger eigenes Versagen verantwortlich, sondern den „bärenstarken Gegner“. Nürnberg sei „eine Riesenmannschaft. Nicht wir waren schwach, sondern die einfach klasse.“ Ein überraschender Erklärungsansatz.
Aber unterm Strich zählte für den VfB nur der Vorstoß auf Platz sieben. „Unser Ziel ist es, international zu spielen“, sagte Torwart Sven Ulreich, schränkte aber ein: „Dieses Jahr muss es aber nicht unbedingt sein.“ Harnik will die Chance beim Schopf packen und möglichst „noch weiter nach vorne“. Nur Labbadia versicherte, er sehe das „total entspannt“.