Rückschlag für Borussia Dortmund
Robert Lewandowski sieht beim 1:4 gegen den Hamburger SV die rote Karte. Und auch sonst funktioniert in Dortmund wenig.
Dortmund. Vielleicht hat der Samstag für Borussia Dortmund im Nachhinein ja sogar noch etwas Gutes, auch wenn Trainer Jürgen Klopp nach der gleichermaßen überraschenden wie verdienten 1:4 (1:2)-Niederlage gegen den Hamburger SV von einem „gebrauchten Tag“ sprach. Die gewonnene Erkenntnis nämlich, dass Robert Lewandowski doch keine Maschine ist.
Seit Wochen, ja Monaten, weist der von den Topclubs halb Europas umworbene polnische Nationalstürmer eine überragende Form auf. Schießt national und international Tore wie am Fließband, bereitet vor, rennt und stellt sich komplett in den Dienst der Mannschaft. Funktioniert wie ein Uhrwerk. Allen Spekulationen um seine sportliche Zukunft zum Trotz, die in diesen Tagen die Schlagzeilen beherrschen.
Gegen den HSV nun machte der 24-Jährige klar, dass auch ganz viele menschliche Züge in ihm stecken. Er leistete sich ein Revanchefoul gegen Per Skjelbred (31.). Gut zwei Minuten beriet sich Schiedrichter Manuel Gräfe mit seinen Assistenten Markus Häcker und Harm Osmers — dann hielt er Lewandowski die rote Karte unter die Nase. Berechtigt? Unberechtigt?
Selbst am Tag danach waren sich die Medien nicht einig. Der „Kicker“ schrieb von einer „sehr harten Entscheidung“. „Berechtigt“ nannte es „Sport 1“. Zwei von vielen konträren Meinungen. Lewandowski hatte durchgezogen, nachdem er zuvor von hinten gestoßen worden war. Wenn auch nicht brutal. „Sonst“, sagte Jürgen Klopp, „wäre Skjelbred gewiss nicht sofort danach wieder aufgestanden.“
Nationalspieler Mats Hummels, nach dem Abpfiff als einer Ersten aus dem Stadion geflüchtet, meldete sich später via Facebook: „An Herrn Gräfe lag es nicht, dass wir verloren haben. Sorry für die Leistung von mir, von uns — unerklärlich.“
Unerklärlich? Nun, der HSV machte das, was man gegen den amtierenden Deutschen Meister machen muss, wenn man erfolgreich sein will. Früh draufgehen, früh stören, offensiv spielen. Gegen dieses enorme Pressing weit in der gegnerischen Hälfte fand der BVB von Beginn an kein Mittel, auch wenn Robert Lewandowski seine Elf nach 17 Minuten in Führung brachte. Ansonsten dominierte der HSV, der in den Doppeltorschützen Artjoms Rudnevs (18./62.) und Heung Min Son (26./89.) seine herausragenden Kräfte hatte. Nach Rot für Jeffrey Bruma nach einer Notbremse (60.) war zwar wieder personeller, nicht aber leistungsmäßiger Gleichstand hergestellt.
„Ein Traum, in Dortmund mit 4:1 zu gewinnen“, sagte Son. Bedachte aber gewiss nicht, dass die Heimbilanz des BVB in dieser Spielzeit wenig berauschend ist: Nur zwei der letzten sieben Spiele wurden auf eigenem Platz gewonnen, in der Heimtabelle belegt man gerade mal Platz neun. Gut, dass man in der Champions League am Mittwoch gegen Schachtjor Donezk auswärts antreten darf. Dort ist es zurzeit temperaturmäßig ähnlich kühl wie die Stimmung nach dem Abpfiff beim BVB.
„In Donezk“, knurrte Klopp, „sollten wir besser sein. Ich denke, das wird gelingen.“ Zumal Lewandowski mitwirken darf. „Er geht nach München“, ließ Sky-Experte Lothar Matthäus am Samstag übrigens wissen.