Fußball Spielerwechesel: Matips Gründe für den FC Liverpool
Der Verteidiger wechselt zu Jürgen Klopps Arbeitgeber in die Premier League. Schalke 04 stand sich wieder einmal selbst im Weg.
Gelsenkirchen. Ob diese martialischen Töne die richtigen für Joel Matip sind, ist zweifelhaft. Dennoch hat sich der introvertierte Verteidiger des FC Schalke 04 dazu entschlossen, sich ab dem kommenden Sommer der selbst ernannten „Klopps Kop Army“ anzuschließen. Matip wechselt nach 16 Jahren am Berger Feld in Gelsenkirchen ablösefrei auf die britische Insel zum FC Liverpool und Trainer Jürgen Klopp. „Ich habe immer gesagt, dass ich von Schalke nur aus einem Grund Abschied nehmen würde: Um etwas ganz Neues kennen zu lernen“, begründet Matip seinen Abgang.
„Wenn Schalke in der Premier League spielen würde, wäre er nicht gewechselt“, sagt Manager Horst Heldt. Matip will mit seinen 24 Jahren die Welt erkunden und das heimatliche Nest verlassen. Und kaum jemand dürfte ihm diese Absicht übel nehmen. Im März 2000, mit acht Jahren, kam der gebürtige Bochumer nach Schalke, durchlief sämtliche Jugendteams und schaffte auf Anhieb den Sprung zu den Profis. Dort war er Schnellstarter, Zweikämpfer, Kopfballrecke, Leistungsträger, aber auch Sündenbock der Fans, die sich immer wieder speziell ihn herauspickten, wenn es mal nicht so lief.
Trotz seines jugendlichen Alters und seiner in der Anfangszeit manchmal augenscheinlichen Nervosität hat Matip bereits 181 Bundesligapartien und 26 Champions-League-Spiele für den Ruhrgebietsklub absolviert und ist Nationalspieler Kameruns sowie WM-Teilnehmer geworden. Viele ambitionierte Klubs wären froh, wenn sie solch einen verlässlichen Innenverteidiger auf hohem Leistungsniveau in ihren Reihen hätten. „Wir sind traurig und auch ein bisschen enttäuscht, dass wir den Vertrag nicht verlängern konnten“, sagte Heldt, wohlwissend, dass es eine schwierige Aufgabe für ihn werden wird, den jungen Defensivspezialisten zu ersetzen.
Bereits im Mai 2015 hatte Heldt Matip ein erstes Angebot vorgelegt und die Verhandlungen aufgenommen. Allerdings machten dem Manager zwei entscheidende Faktoren einen Strich durch die Rechnung. Zum damaligen Zeitpunkt hatte Matip noch ein offenes Ohr für neue Offerten aus Schalke. Allerdings strahlte die katastrophale Vorsaison unter Trainer Roberto Di Matteo noch aus, die Aufräumarbeiten im Klub waren noch nicht beendet und der Aufsichtsrat ließ sämtliche Verhandlungen stoppen.
Später dann, als Gespräche wieder möglich waren und die Schalker bis an die finanzielle Schmerzgrenze gingen, hatte Matip bereits eine grundsätzliche Entscheidung über einen vollständigen Perspektivwechsel getroffen. Die Schalker hatten sich wieder einmal selbst im Weg gestanden.
„Wir haben auch gar nicht viel über Zahlen gesprochen“, sagt Heldt. Anders als bei Kapitän Benedikt Höwedes, der eine ähnliche Vita wie Matip hat, und der sich für dauerhafte Heimatverbundenheit entschied, halfen bei Matip auch die Hinwiese an die ureigensten Werte des Klubs nicht mehr. Die rund vier Millionen Euro, die der Ruhrgebietsklub Matip geboten haben soll, hätten ihn kaum überzeugen können.
Für den mit Fernsehgeldern ab der kommenden Saison überschwemmten englischen Markt (rund 6,3 Milliarden Euro für drei Spielzeiten) ein überschaubarer Betrag. Der künftige Verdienst Matips dürfte bis zu dreimal so hoch sein. Eine für Verteidiger bislang außergewöhnlich hohe Summe. Und anders als in Deutschland müssen die Klubs auch bei langwieriger Verletzung der Profis weiterzahlen.