Spitzenspiel: Der Dortmunder Qualitätssprung

Wie der amtierende Meister dem deutschen Rekordmeister mit enormer Laufleistung den Nerv geraubt hat.

München. „Deutscher Meister wird nur der BVB“, hallte es minutenlang durch die Münchner Arena in Fröttmaning. Während die zehntausend Dortmunder Fans auf den Rängen den 1:0 (0:0)-Erfolg ihrer Borussia im Spitzenspiel bei Tabellenführer Bayern München in vollen Zügen auskosteten, feierten auch die Protagonisten auf dem Rasen den Coup beim Rekordmeister.

Mario Götze und seine Kollegen führten Freudentänze auf, Trainer Jürgen Klopp herzte jeden seiner Schützlinge nacheinander innig. „Wir haben heute unglaublich gut gegen den Ball gespielt und dem FC Bayern so kaum die Möglichkeit gegeben, sein Spiel aufzuziehen“, nannte der BVB-Coach den Schlüssel für den so wichtigen Erfolg und sprach von einem „Qualitätssprung in Sachen Reife“.

Dabei war das, was der Meister vor 69 000 Zuschauern ablieferte, nicht etwa die Wiederholung des so dominant herausgespielten 3:1-Erfolgs im Vorjahr an gleicher Stelle. Ebenso wenig war es eine Fortsetzung der furiosen Offensivspektakel gegen Köln und Wolfsburg vor der Länderspielpause.

Nein, Klopps Auswahl kann auch anders. Gegen die Bayern, die ihre Gegner daheim seit der 0:1-Auftaktpleite gegen Borussia Mönchengladbach regelmäßig auseinandergenommen hatten (fünf Siege, 23:0 Tore), lieferte der BVB ein Beispiel gelungener Defensivarbeit ab. „Die Abwehrarbeit ist die Basis für unser Spiel. Und das Spiel hat gezeigt, dass wir diese Basis wieder komplett verinnerlicht haben. Das freut mich besonders“, sagte Klopp.

Neben dem abermals starken Abwehrchef Mats Hummels, der gegen seinen Ex-Verein sein 100. Bundesligaspiel absolvierte, schwang sich Felipe Santana zur entscheidenden Figur im BVB-Spiel auf. Der Santana, der erst durch die Verletzung von Neven Subotic in die Startelf gerückt war. Mit 70 Prozent gewonnener Duelle war der 25-jährige Brasilianer der zweikampfstärkste Mann, Mario Gomez hatte darunter zu leiden. „Ich saß fast zwei Monate nur auf der Bank. Da ist es nicht leicht, gleich gegen Bayern zu starten. Aber wir hatten einen Plan — und der ist aufgegangen. Ich freue mich, dass ich der Mannschaft helfen konnte“, sagte Santana strahlend.

Zufrieden war auch Linksverteidiger Marcel Schmelzer, der nach seiner Wadenzerrung noch rechtzeitig fit geworden war und mit Sebastian Kehl und Kevin Großkreutz Tempodribbler Arjen Robben abmeldete. „Wir haben das als Mannschaft sehr gut gelöst. Es war wichtig, dass wir auch immer mal wieder Nadelstiche nach vorne gesetzt haben“, befand der 23-Jährige.

Einer dieser Nadelstiche brachte das Tor in der 65. Minute: Bei einem Doppelpass zwischen Shinji Kagawa und Mario Götze verlor Bayerns Jerome Boateng im Strafraum die Orientierung, Götze nahm die Einladung gedankenschnell an und vollendete. Es war Dortmunds endgültige Rückkehr in den Titelkampf, die bevorstehenden Duelle bei Arsenal London in der Champions League und das ersehnte Derby gegen Schalke 04 sind die nächsten Höhepunkte.