Stevens vor VfB-Herkulesaufgabe: „Es ist nicht einfach“ (mit Video)
Stuttgart (dpa) - Hoffnungsträger Huub Stevens steht beim abstiegsgefährdeten VfB Stuttgart vor einer „Herausforderung“ und Herkulesaufgabe. „Ich weiß, dass ich wenig Zeit habe“, sagte der Niederländer bei seiner Vorstellung in der Mercedes Benz-Arena vor rund 100 Medienvertretern.
„Wir haben unheimlich viel zu tun in den zehn Spielen.“ Dem Kampf um den Klassenerhalt will der als „Knurrer von Kerkrade“ berühmt-berüchtigte Stevens alles unterordnen. „Es ist nicht einfach, aber ich bin bereit“, versicherte er. Alle seien gefordert, von der Putzfrau bis zum Präsidenten. „Wir schaffen es nur gemeinsam.“
Sportvorstand Fredi Bobic bezeichnete die Lage beim Tabellen-15. der Fußball-Bundesliga als sehr schwierig: „Es ist Eins vor Zwölf, nicht Fünf vor Zwölf.“ Die zurückliegenden zwei Tage mit dem 2:2 gegen Schlusslicht Eintracht Braunschweig und der anschließenden Beurlaubung von Trainer Thomas Schneider seien „sehr aufwühlend“ gewesen.
Die Schwaben setzen darauf, dass mit dem Routinier nicht nur wieder Ruhe einkehrt, sondern auch die dringend benötigte Wende gelingt. „Ich bin sicher, dass er mit uns den Klassenerhalt schafft“, betonte Bobic. An der grundlegenden VfB-Philosophie, auf die Jugend zu setzen, ändere Stevens Verpflichtung bis zum Saisonende nichts. Das bekräftiget auch Club-Präsident Bernd Wahler: „Klar ist, wir weichen von der gesamten Strategie nicht ab.“ Und Stevens brachte es auf den Punkt: „Die Philosophie bleibt bestehen, aber jetzt gilt eine andere Priorität.“
Um keine Zeit zu verlieren, strich der neue Trainer den normalerweise freien Montag. Es stand aber kein hartes Training auf dem Programm, sondern eine erste Ansprache an die zuletzt stark verunsicherten Profis. „Man kann die Spieler jetzt nicht ändern“, sagte er. „Aber sie müssen wieder Spaß und Erfolg haben.“
Stevens bewies, dass er trotz seines Rufs als Trainer der alten Schule Humor hat. Lachend sagte der im schwarzen Trainingsanzug mit VfB-Emblem auf dem Podium sitzende Niederländer, er wisse, dass er als „harter Hund“ und „knorrig“ gelte. „Eine gewisse Disziplin und Organisation“ seien auch notwendig. „Wenn man hartarbeitet, hat man vielleicht das notwendige Quäntchen Glück.“
Bei der etwa eineinhalbstündigen Einheit am Nachmittagging es dann ziemlich locker und entspannt zu. Mehrere hundert Schaulustige verfolgten Stevens Premiere bei frühlingshaftem Wetter gespannt. Der Trainer hielt gleich zwei Ansprachen und schaltete sich bei den Übungen und einem Spielchen immer wieder lautstark ein. Ansonsten überließ er seinen beiden Assistenten Ton Lokhoff und Armin Reutershan die Arbeit.
Um den bestmöglichen Eindruck von der Mannschaft zu bekommen, hatte sich der ehemalige niederländische Nationalverteidiger am Sonntagabend mit seinem Vorgänger getroffen. „Er kennt die Spieler am besten. Hut ab, dass sich Thomas mit mir getroffen hat“, bedankte sich Stevens bei Schneider. Das sei nicht selbstverständlich.
Wahler und Bobic würdigten nochmals das Engagement Schneiders und seiner beiden ebenfalls frei gestellten Assistenten. „Sie haben viel Herzblut reingesteckt, hatten aber wenig Fortune am Schluss“, sagte der Manager. Schneider soll nach einer Pause mit einer neuen Aufgabe an den VfB gebunden werden, für den er seit seinem zehnten Lebensjahr gespielt hatte.
Wahler erklärte, der Verein sei nicht stolz auf die zwei Trainerwechsel in dieser Saison. Bereits am dritten Spieltag musste Bruno Labbadia nach null Punkten seinen Platz für Schneider räumen, der nach nur sechseinhalb Monaten nun gehen musste. „Aber die Entscheidung pro Stevens ist richtig“, betonte Wahler. Die zusätzlichen finanziellen Belastungen seien nicht geplant gewesen, „aber „deutlich besser als ein Abstieg“.
Die Stationen vonHuubStevens in der Bundesliga:
FC SCHALKE 04: 8. Oktober 1996 bis 30. Juni 2002, 194 Bundesligaspiele (75 Siege, 60 Remis, 59 Niederlagen), Punkteschnitt: 1,47
HERTHA BSC: 1. Juli 2002 bis 4. Dezember 2003, 46 Bundesligaspiele (17 Siege, 11 Remis, 18 Niederlagen), Punkteschnitt: 1,35
HAMBURGER SV: 2. Februar 2007 bis 30. Juni 2008, 49 Bundesligaspiele (23 Siege, 15 Remis, 11 Niederlagen), Punkteschnitt: 1,71
FC SCHALKE 04: 27. September 2011 bis 16. Dezember 2012, 44 Bundesligaspiele (23 Siege, 8 Remis, 13 Niederlagen), Punkteschnitt: 1,75