Streichs Himmelsstürmern winkt Champions League

Fürth (dpa) - Erst rannte Freiburgs Coach Christian Streich völlig losgelöst auf das Spielfeld, dann ließ er seinem Europa-Jubellauf eine Liebeserklärung an seine Profis folgen.

„Das sind besonders tolle Jungs. Die sind einfach anders. Das sind Vollprofis, die ganz genau wissen, wessen es bedarf, um auch mal Außergewöhnliches zu erreichen“, schwärmte der Coach des Bundesliga-Überraschungsteams nach dem 2:1 (0:1) bei Schlusslicht SpVgg Greuther Fürth.

Und Außergewöhnliches haben die Breisgauer beim Schlussakt am kommenden Samstag gegen Schalke 04 wahrlich vor Augen. Mit einem Sieg könnte der SC Freiburg den Sprung in die Champions League schaffen - als viertes deutsches Team hinter den Königsklassen-Finalisten Bayern München und Borussia Dortmund sowie Bayer Leverkusen. Unglaublich!

Dabei bietet den Breisgauern die schon jetzt faktisch perfekte Qualifikation für die Europa League allen Grund, um an Fußball-Wunder zu glauben. „Das ist Wahnsinn, was wir erreicht haben“, staunte selbst Keeper Oliver Baumann, der in der Nachspielzeit mit seiner Elfmeter-Parade gegen Nikola Djurdjic den Dreier festgehalten hatte. SC-Präsident Fritz Keller stand auch noch eine halbe Stunde später neben sich. „Ich muss mich dauernd zwicken. Wenn man bedenkt, wo wir standen, als Christian Streich übernommen hat, ist das ein echtes Märchen! Wir sind weit über unsere Ziele hinausgeschossen.“

Wohl wahr - und mit der Moral von Fürth ist im Endspiel gegen Schalke sogar der ganz große Streich möglich. Alles, aber auch wirklich alles schien in Fürth gegen die Breisgauer zu laufen, die nach nicht einmal 180 Sekunden durch das Kopfball-Tor von Matthias Zimmermann im Rückstand lagen. Nichts wollte zunächst nach vorne zusammenlaufen, nach dem Wechsel wurde den Gästen ein wohl reguläres Kopfballtor durch Matthias Ginter (48. Minute) nicht zuerkannt. Doch egal, der SC machte weiter. Glanzlos. Nüchtern. Aber erfolgreich dank der Tore von Jonathan Schmid (69.) und Max Kruse (78.)

„Die Mannschaft hat einfach die Ruhe bewahrt“, freute sich Streich, der am Freitag seinen Vertrag langfristig verlängert hatte, über das Happy End der emotionalen Achterbahnfahrt. Doch auch im Moment des Europa-Triumphes blieb der Coach bescheiden: „Wir dürfen das jetzt mal mitnehmen. Aber wir wissen genau, wo wir herkommen, wer wir sind. Manchmal steht man in der Sonne. An der Sonne soll man aber gleich wieder die Mütze anziehen, dass man nicht verbrennt!“

Aber möglichst noch nicht am kommenden Wochenende. „Wir müssen die ganze Woche genauso arbeiten wie zuletzt“, gab Torhüter Baumann mit Blick auf das Endspiel gegen Schalke die Marschroute vor. „Und wir müssen am Samstag einfach alles reinhauen.“

Freiburg bejubelte seine Traumsaison, Fürth musste sich als erstes Team in 50 Jahren Bundesliga ohne einen einzigen Heimsieg aus dem Oberhaus verabschieden. „Das war ein Spiegelbild der gesamten Saison“, sagte Fürths Präsident Helmut Hack nach der 13. Heimpleite der so bitteren Saison. Sein Fazit war niederschmetternd: „Ich habe gelernt, was Bundesliga ist. Und wir sind möglicherweise dafür ein paar Nummern zu klein.“ Das sahen die Kollegen aus der Breisgauer Fußball-Provinz etwas anders: „Für den Fußball, den sie spielen, haben die Fürther zehn oder zwölf Punkte zu wenig“, betonte Streich. Recht glauben wollten es aber auch die Franken nicht.