Streit Slomka/Schmadtke erinnert an „Kindergarten“

Hannover (dpa) - Spötter nennen es Gesprächstherapie. Am Montag redete Clubchef Martin Kind mit Trainer Mirko Slomka über dessen Verhältnis zu Sportchef Jörg Schmadtke. Als nächstes will Kind nun mit Schmadtke über dessen Verhältnis zum Trainer reden.

Zum Schluss sollen alle drei zusammenkommen und miteinander sprechen. Das hört sich für einen erfolgreichen Fußball-Bundesligisten alles sehr merkwürdig an, scheint aber dringend notwendig zu sein.

„Neue Eiszeit bei Schmadtke und Slomka“, nennt das absurd wirkende Theater die „Bild-Zeitung“ und beschrieb die Stimmung „intern auf dem Null-Punkt!“. Der Streit über fehlende Kommunikation und unbeantwortete Mails „macht den Club bundesweit zum Gespött“, schreibt die „Neue Presse“. Clubchef Kind ahnt bereits, dass „das kein gutes Thema ist“ - nicht nur, weil im Zusammenhang mit Hannover 96 nun überall das Wortspiel vom „Kindergarten“ gebraucht wird.

Dass das Verhältnis von Slomka und Schmadtke schon seit langer Zeit nicht das allerbeste ist, wissen inzwischen auch die meisten Fußballfans außerhalb von Hannover. Der vor der Kamera smart auftretende Trainer und der grummelig wirkende Manager haben sich - um es vorsichtig auszudrücken - nicht viel zu sagen. Umso erstaunlicher ist es, dass das ungleiche Duo den früher notorisch gegen den Abstieg kämpfenden Club zweimal hintereinander in die Europa League führte.

Der schwelende Konflikt hat zuletzt wieder an Intensität gewonnen. „Ich will versuchen rauszukriegen, wo die Probleme liegen, und hoffe, dass mir beide das offen und ehrlich darstellen“, sagte Kind der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“. Er bezeichnete die Probleme seiner führenden Angestellten als „überwiegend Kleinigkeiten“.

Schmadtke schweigt zu dem Thema, zumindest in der Öffentlichkeit: „Ich habe dem nichts beizusteuern.“ Slomka tut so, als gebe es gar kein Problem. „Unser Verhältnis und unsere Kommunikation sind unverändert gut“, versicherte der Trainer dem Pay-TV-Sender Sky. Kind sagte hingegen dem „Kicker“: „Wir müssen eine andere Kultur des Vertrauens und der Kommunikation hinbekommen.“

Gründe für die verhärteten Fronten scheinen einerseits der monatelange Poker des Trainers um einen Vertrag und andererseits die drei Transferpannen im Januar zu sein. Die vom Slomka bevorzugten Wechsel von Pawel Wszolek und Gojko Kacar klappten nicht, und der anschließende Streit um die Größe des Brasilianers Franca sorgte bundesweit für Erheiterung.

Der Spieler sei nicht 1,88 Meter groß, sondern nur 1,82 Meter, sagte Schmadtke einige Tage nach der Ankunft des Profis. Slomka erzählte, dass er von 1,90 Meter ausgegangen sei, beim Nachmessen aber nur auf 1,81 Meter gekommen sei. Aufgrund dieser Posse um den „Schrumpf-Brasilianer“ untersagte Kind, dass Spieler nur nach Ansicht von Videos eingekauft werden.

Jetzt hilft dem Clubchef aber kein Machtwort. Kind muss vermitteln. Wenn das nicht klappt und es hart auf hart kommt? Dem „Kicker“ sagte der Unternehmer ziemlich unmissverständlich: „Herr Schmadtke trifft die letzte Entscheidung. In Sachen Transfers - und in Sachen Trainer.“