Eichin muss Schaaf schützen: „Kühlen Kopf bewahren“
Bremen (dpa) - Thomas Eichin hat keinen besonders schönen Einstand erlebt. Drei Niederlagen kassierte Werder Bremen, seitdem der Nachfolger von Klaus Allofs seinen ersten Arbeitstag beim Fußball-Bundesligisten absolviert hat.
Nun muss er sich bereits schützend vor Thomas Schaaf stellen.
Ob unmittelbar nach der bitteren Niederlage gegen den Abstiegskandidaten FC Augsburg oder am nächsten Abend im Fernsehstudio: Eichin musste mehrfach wiederholen, dass es bei Werder „keine Trainer-Diskussion gibt“. Aber allein die Notwendigkeit, sich zu diesem Thema äußern zu müssen, zeigt deutlich, dass es zumindest außerhalb der Werder-Führung eine solche Debatte gibt. Eichin sagte deshalb auch: „Man muss kühlen Kopf bewahren.“
Ist Schaaf noch der richtige Trainer? Hat der 50-Jährige noch genug Kraft für eine Wende? Benötigt Werder mal frischen Wind? Fragen über Fragen, die sich nicht nur die Bremer Fans zunehmend stellen. Eichin sagte dazu bei Sky: „Selbst wenn ich die Verdienste von Thomas ausblenden würde und nur die letzten drei Wochen betrachten würde, bin ich sicher, dass wir aus dieser Situation mit Thomas sicherlich besser rauskommen als ohne ihn.“
Schaaf muss sich nicht zum ersten Mal solchen Fragen stellen. Bereits in der Spielzeit 2008/09, als es in der Liga nicht lief und trotz eines Ensembles voller Stars nur Platz zehn heraussprang, gab es eine Diskussion um den Übungsleiter. Der Pokalsieg und der Sprung ins internationale Geschäft retteten die Saison und ließen die Diskussion verstummen.
Nun muss sich der dienstälteste Coach der Liga sogar fragen lassen, ob sein Job gefährdet sei. „Darüber habe ich nicht zu entscheiden“, antwortete Schaaf: „Dafür gibt es Verantwortliche in diesem Verein, die dann letztendlich auch über mich entscheiden müssen.“ Formal ist die Geschäftsführung zuständig, in erster Linie Eichin als Sportchef. Der Verantwortlichen sind bei Werder aber vor allem der Aufsichtsrat um Willi Lemke.
Der mächtige Chef des Kontrollgremiums gilt neben Vereinspräsident Klaus-Dieter Fischer als größter Schaaf-Befürworter. Lemke war es auch, der die Position des Coaches nach dem Allofs-Abgang noch einmal gestärkt hatte.
Schaaf hat bei Werder mehr zu sagen als jeder andere Trainer der Bundesliga. Er durfte sogar bei der Auswahl des Allofs-Nachfolgers ein gewichtiges Wort mitreden. Erst nach dem Antrittsbesuch in Schaafs Urlaubsdomizil wurde Eichin eingestellt.
Rücktrittsforderungen gibt es in Bremen kaum. Sie kommen eher von außen, beispielsweise von ehemaligen Fußballprofis, die sich jetzt ein Zubrot mit pointierten Meinungen verdienen. „Jeder darf seine Meinung äußern“, sagte Schaaf dazu: „Jeder muss aber auch wissen, was er sagt und dafür geradestehen.“
Die Verunsicherung in Bremen, wo sie sich sechs Jahre lang über die Champions League gefreut haben und nun die dritte Saison ohne Europapokal droht, ist groß. „Ich habe festgestellt, dass man ein bisschen Angst vor der Situation hat im ganzen Umfeld“, sagte Eichin. Der neue Sportchef forderte: „Da müssen wir raus, müssen positiv agieren.“ Eichin weiß aber auch: „Wir haben im Moment eine Situation, die nicht ungefährlich ist.“ Schaaf muss um seinen Job trotzdem nicht bangen. Er kann sich nur selber entlassen.