Szalai im Höhenflug: „Egoismus allein reicht nicht“
Mainz (dpa) - Ans Rampenlicht hat sich Adam Szalai noch nicht gewöhnt. Der lange Ungar im Trikot des FSV Mainz 05 gibt lieber den Anti-Star.
Acht Tore in den ersten zehn Spielen haben den 24-Jährigen in den Kreis der besten Torjäger in der Fußball-Bundesliga und in den Fokus der Öffentlichkeit katapultiert. Doch der Stürmer bleibt bescheiden. „Punkte sind wichtiger als meine Tore“, sagt Szalai.
Für die Mainzer ist der ungarische Nationalspieler eine Art Lebensversicherung. Da Neuzugang Ivan Klasnic immer noch im Krankenstand verharrt, ist Szalai der einzige Stürmer von Format. Für seinen Trainer Thomas Tuchel ist er noch mehr. „Adam ist immer unser erster aggressiver Abwehrspieler. Er hat einen Weg gefunden, sich nicht nur übers Toremachen zu definieren, sondern über seinen Wert für die Mannschaft“, erklärt der 05-Coach. Szalai hat die Vorgaben seines Trainers verinnerlicht. „Ich muss meine taktischen Vorgaben komplett umsetzen, um Tore zu schießen. Es reicht nicht, egoistisch vorne zu warten“, beschreibt er seine Rolle.
Der Weg zum Torjäger in Mainz war begleitet von Höhen und Tiefen. Der 29. Januar 2011 brachte einen Nackenschlag. Kreuz- und Außenbandriss lautete die Diagnose nach einem Zusammenprall im Ligaspiel beim 1. FC Kaiserslautern. Ein langes Jahr kämpfte der 1,93 Meter große Modellathlet, ehe er auf die Bundesliga-Bühne zurückkehren konnte. „Ich hatte nie Zweifel gehabt, dass ich es nicht schaffe“, sagt Szalai rückblickend.
Nicht nur aus Dankbarkeit für die faire Behandlung in der Leidenszeit verlängerte er seinen Vertrag bis 2015. „Ich habe mit Mainz 05 noch nicht alles erreicht. Ich stoße noch nicht an meine Grenzen, ich kann mich hier weiterentwickeln“, erklärt Szalai.
Tuchel kannte Szalai schon vor dessen Mainzer Zeit. Als Jugendtrainer beim VfB Stuttgart hatte er den Ungarn unter seinen Fittichen. 2007 wechselte der Stürmer zu Real Madrid. In der zweiten Mannschaft der „Königlichen“ war er Stammkraft und rückte ein Jahr später für den nicht spielberechtigten Klaas-Jan Huntelaar (heute Schalke 04) sogar in den Champions-League-Kader der Madrilenen auf.
Am 9. Januar 2010 lieh Mainz 05 den Stürmer aus. Zum Saisonende wurde Szalai fest verpflichtet. 60 Bundesligaspiele hat er bislang bestritten. In den ersten 50 erzielte er gerade einmal acht Tore. Diese Marke hat er nun bereits in den ersten zehn Partien dieser Spielzeit erreicht. Damit gehen mehr als 60 Prozent der bisherigen 13 Mainzer Tore auf sein Konto.
Es sieht also ganz so aus, als wisse er nun, wo das gegnerische Tor steht. „Bei den Zuspielen meiner Mitspieler ist das aber nicht schwer. Da reicht meistens ein Kontakt“, meint Szalai. Sein Trainer bewertet die Leistungen etwas höher. „In dieser Form können wir auf ihn nicht verzichten“, stellt Tuchel klar.