Tolle Aufholjagd, aber Hannover rutscht weiter ab
Wolfsburg (dpa) - Wirklich glücklich wirkten die Hannoveraner trotz der Aufholjagd nicht. Mit dem 2:2 in Wolfsburg verlängerte sich die Serie von sieglosen Spielen auf unglaubliche 15, erstmals rutschten die 96er auf einen direkten Abstiegsplatz.
Vorsichtig zuversichtlich stimmte die Verantwortlichen lediglich die nicht für möglich gehaltene Energieleistung im Niedersachsen-Derby und den Punktgewinn nach dem 0:2-Rückstand. „So wie die Mannschaft in der zweiten Halbzeit aufgetreten ist, kann man optimistisch sein“, kommentierte Clubchef Martin Kind mit heiserer Stimme. „Da ist sie so aufgetreten, wie es sein muss.“ Es sei „ein wichtiger Punkt“, sagte der Vereinschef. „Die zweite Halbzeit macht Hoffnung.“
Vor dem „Anpfiff“ (Mittelfeldspieler Edgar Prib) durch Trainer Michael Frontzeck in der Pause hatte Hannover allerdings wie ein Absteiger gespielt und Tore von Bas Dost (24.) und Ivan Perisic (45.) kassiert. Dass es nach den Treffern von Jimmy Briand (47.) und Salif Sané (58.) noch zu einem Zähler im Abstiegskampf reichte, verdankten die 96er aber nicht nur der eigenen Steigerung, sondern vor allem dem unerklärlichen Leistungsabfall des Nachbarn. Hannovers Verteidiger Christian Schulz sah deshalb auch höchstens „einen Sieg der Moral“.
Bei der Kabinenansprache von Dieter Hecking hatten die Wolfsburger Spieler offensichtlich „nicht gut zugehört“, wie der Coach monierte. Hecking hatte gewarnt. Vergeblich. „Wir sind bestraft worden“, klagte der Trainer. Durch das dritte Spiel ohne Sieg gerät Platz zwei in Gefahr. Hannover nutzte die unfreiwillige Hilfsbereitschaft des Nachbarn und hätte sogar noch gewinnen können.
Aber Prib versagten in der Nachspielzeit die Nerven, als er allein auf VfL-Keeper Diego Benaglio zulief. „Machst du das Tor, hast du drei Punkte“, sagte er. „Wir freuen uns trotzdem, wir sind zufrieden mit dem Punkt“, behauptete 96-Manager Dirk Dufner. Die Aufholjagd und der nicht mehr erwartete Zähler „geben uns Mut“.
Der Sportdirektor weiß aber auch, dass Hannover endlich die Wende und den ersten Sieg des neuen Jahres braucht. Setzt sich die Quote mit nunmehr sechs Punkten aus 14 Spielen fort, steigt 96 ab. „Mir ist nicht angst und bange, dass wir die nötigen Punkte holen“, sagte Frontzeck jedoch. Über das Klassement sagte er nur: „Die Tabelle interessiert mich am 34. Spieltag.“
Nun geht es ins Kloster. In einem Trainingslager in Marienfeld soll nach dem Trainerwechsel die „letzte Patrone“ genutzt werden, wie es Leon Andreasen ausdrückte. Dass diese Maßnahme erst für das Werder-Spiel genutzt wird und nicht schon vor der Partie in Wolfsburg ins Auge gefasst wurde, lässt vermuten, dass die 96-Führung vor dem Derby nicht wirklich mit einer Chance in Wolfsburg gerechnet hatte. Und spätestens in der Pause, sagte Schulz, „hätte niemand auch nur einen Cent auf uns gesetzt“.