Meldungen aus dem Krankenlager
Der FC Bayern verliert 0:2 gegen Leverkusen und sortiert danach seine Reihen. Vielleicht wird auch Lewandowski eingegliedert.
Leverkusen. Am Ende ging der Blick ins Krankenlager. Bei Bayern-Spieler Philipp Lahm, bei Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer. Tenor: Gut, dass niemand ein neues Krankenbett belegt nach diesem 0:2 in Leverkusen. „Alle heil durchgekommen", sagte Philipp Lahm, nicht ohne zu bemerken, dass er „trotzdem nicht gerne verliert". Natürlich nicht. Abgehakt. War da was in Leverkusen? Ja, da gab es doch noch einige Erkenntnisse, von denen die unwichtigste vielleicht diese ist: Der FC Bayern hat in der Rückrunde gegen alle drei Mannschaften, die hinter dem deutschen Meister in der Fußball-Bundesliga rangieren, verloren: gegen Wolfsburg (1:4), gegen Borussia Mönchengladbach (0:2) — und nun auch 0:2 gegen Bayer 04 Leverkusen. Das ist ein Fingerzeig für die Konkurrenz, dass nichts auf dieser Welt unmöglich ist, mehr aber vermutlich auch nicht.
Die wichtigere Erkenntnis dieser Tage, in denen die Bayern wieder alle Schlagzeilen dominieren, weil der europäische Fußball allein in München spielt: Javi Martínez ist wieder einsatzbereit, der Spanier spielte nach achteinhalb Monaten Verletzungspause in der Startelf. Und es ist kein Geheimnis, dass er in des Trainer Guardiolas Zukunftsplanungen eine gewichtige Rolle einnehmen wird — wahrscheinlich in der Innenverteidigung neben Jerome Boateng, wenn auch wohl noch nicht in Barcelona, im Halbfinale der Champions League am Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF), wo Dante noch die Nase vorn haben dürfte.
Am Sonntag dann legte Robert Lewandowski nach: In Zeiten, in denen Spieler gerne ihre eigene Marke fördern, um den vom Arbeitgeber gelieferten vielen Millionen an Euros weitere von Werbepartnern zu stapeln, hat Lewandowski die Gunst der Stunde genutzt: Im Shirt des Werbepartners postete der Pole am Sonntag per Twitter ein furchterregendes Bild mit der Unterschrift: „Bereit für die nächste Herausforderung." Lewandowski, dem im Pokalspiel gegen Dortmund Oberkiefer und Nasenbein brachen, Gehirnerschütterung inklusive, mit gesenktem Blick, beide Daumen nach oben gereckt — und eine schwarze, gewaltige Maske auf dem Gesicht. Auftritt gelungen, so schaffen sich Legenden, wenn der Pole denn eine Woche nach seinem Zusammenprall mit Mich Langerak tatsächlich in Barcelona spielen sollte (siehe auch Interview mit Matthias Sammer unten).
Ziemlich offensichtlich ist, dass sie Lewandowski benötigen, weil ein Tor in Barcelona bei bekannt bayerischer Heimstärke im Rückspiel Gold wert sein dürfte. Und mit Toren haben es die Bayern nicht mehr so, seit Franck Ribéry (Sammer: „Franck ist für Barcelona eher weit weg") und Arjen Robben ausfallen. Wie „Spiegel online" errechnete, hat Guardiolas Team abgesehen vom 6:1 gegen Porto seit Robbens Verletzung am 22. März ein kleines Offensivproblem: Seitdem haben sie nur noch 15 Tore in zehn Spielen geschossen. Mit Robben waren es in den ersten elf nach der Winterpause 38.
Und Mario Götze, der am Mittwoch wieder seinem Idol Lionel Messi begegnen wird, scheiterte auch in Leverkusen zweimal allein vor Torwart Bernd Leno. Drei Tore erzielte der Mann nur in 2015. Eben der Gütze, der einst analysierte, ihm fehle auf Messi deutlich die Fähigkeit, viele Tore zu erzielen. Da bliebe viel an Thomas Müller hängen, den Guardiola nach Leverkusen gar nicht erst mitgenommen hatte. Schonung einer Hoffnung, könnte man sagen.
Für Guardiola selbst wird der Mittwoch ein heiliger Tag. Wie aufgedreht, dann wieder in sich gekehrt wirkt der Trainer in diesen Tagen. Ohne Zweifel begleitet er bei aller Kunst seine Elf inzwischen auch mit ein wenig zu viel Hektik. Was Sammer wohl registriert hat, als er „Gelassenheit" empfahl, die wichtig für Guardiola und die Mannschaft sei. Fokussiert seien ohnehin alle. Auf Barcelona. Auf Leverkusen waren sie es eher weniger.