Torjäger Ibisevic lässt VfB-Fans träumen
Stuttgart (dpa) - So viel Lob in so kurzer Zeit hat ein neuer Spieler beim VfB Stuttgart selten erhalten. Erst gut sechs Wochen geht Vedad Ibisevic für den Fußball-Bundesligisten auf Torejagd, doch die Kollegen und die Verantwortlichen schwelgen schon in höchsten Tönen.
„Ibisevic verkörpert genau den Stürmertypen, den wir gebraucht haben“, sagt Fredi Bobic. Auch wenn der VfB-Manager davon noch nichts hören will: Dank der starken Leistungen des bosnischen Nationalspielers träumen die Stuttgarter Fans nach Monaten der Erfolglosigkeit sogar wieder von der Europa League.
Die Winter-Verpflichtung kam mit der Empfehlung von 43 Toren in 92 Bundesliga-Spielen von der TSG 1899 Hoffenheim, an die der VfB knapp fünf Millionen Euro Ablöse überwiesen hat. Auch wenn Ibisevic in den ersten sechs Partien vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern am Freitagabend nur zwei Tore erzielte, sind die Stuttgarter mit ihm sehr zufrieden. Der Abschluss ist nur der eine Teil seines Wirkens, denn mit seiner mannschaftsdienlichen Spielweise hat der 27-Jährige die gesamte Offensive in der Elf von Trainer Bruno Labbadia belebt.
„Er ist immer präsent, behauptet mit großer Ruhe die Bälle, bindet die Gegenspieler und arbeitet für die Halbstürmer und unseren Zehner“, erklärt Bobic. Über sich selbst sagt Ibisevic zwar, dass seine Stärken im Strafraum liegen. „Aber ich will in erster Linie der Mannschaft helfen“, pflichtet Ibisevic seinem Chef bei. Seine vielen Torvorlagen belegen das.
Sein Start in Stuttgart war jedoch ein wenig zäh. Nach drei Pflichtspielen ohne Treffer regte sich im Umfeld schon leichte Kritik am Neuzugang, der für Hoffenheim in der Vorrunde 2008/2009 legendäre 18 Tore erzielt hatte, ehe ihn ein Kreuzbandriss stoppte. „Wenn man neu bei einem Verein ist, dann schauen die Leute genauer“, meint Ibisevic. „Es ist dann wichtig, dass man sich nicht beirren lässt.“
Das hat er nicht getan und damit auch seinen Mitspielern geholfen. Vor allem Martin Harnik und Shinji Okazaki, die die Außenpositionen im offensiven Mittelfeld besetzen, profitieren von ihm und blühen regelrecht auf. Beispielehaft für das gute Zusammenspiel war das 4:1 über den SC Freiburg Ende Februar. „Wenn man nur das 1:0 gegen die Freiburger nimmt“, erklärt Labbadia. „Das Tor hat zwar Martin Harnik geschossen. Vedo hat aber zwei Leute weggezogen.“ Kein Wunder, dass Harnik, der bis zum Lautern-Spiel allein in der Rückrunde acht Tore erzielt hat, betont: „Es macht großen Spaß, mit ihm zu spielen.“
Des einen Aufschwung ist allerdings der anderen Problem. Denn in dem von Labbadia wieder bevorzugten 4-2-3-1-System ist nur Platz für einen Stürmer. Daher sitzen Nationalspieler Cacau und Julian Schieber, der nach einer starken Saison beim 1. FC Nürnberg im Sommer nach Stuttgart zurückgekehrt war, zurzeit häufig auf der Bank.
Ibisevic ist „ein Mosaikstein, der uns gefehlt hat“, sagt Labbadia dazu. „Das haben wir vor der Saison auch schon gewusst, aber da fehlten uns noch die finanziellen Mittel für so einen Transfer. Wir haben immer gehofft, dass Julian Schieber sich auf dieser Position durchsetzt, aber er war lange verletzt.“ Das hat das VfB-Interesse an Ibisevic verstärkt und ihm dabei geholfen, aus Hoffenheim wegzukommen. Dort war sein Verhältnis zur sportlichen Leitung zuletzt angespannt gewesen. In Stuttgart ist es nun genau das Gegenteil.