Torschütze Hinterseer ist Ingolstadts Hit
Mainz (dpa) - Lukas Hinterseer katapultierte sich in den Charts des FC Ingolstadt von Null auf Platz eins. „Irgendwer musste das Tor ja machen“, sagte der 24-jährige Österreicher bescheiden nach dem historischen Siegtreffer für den oberbayerischen Aufsteiger zum 1:0 (0:0) beim FSV Mainz 05.
Es sei ein „super Gefühl“, bekannte der Neffe des Volksmusik-Stars Hansi Hinterseer. Dass der Schlenzer in der 66. Minute ins rechte Eck des Mainzer Tores teuer für ihn werden kann, macht Hinterseer nichts aus. „Ich muss was springen lassen. Das mach ich gern.“
„Wir haben Geschichte geschrieben. Das ist eine geile Mannschaft“, war auch sein Trainer und Landsmann Ralph Hasenhüttl gar nicht zu bändigen. Das peinliche Pokal-Aus in Unterhaching war vergessen. Der 48-Jährige vertraute bei der Premiere in Deutschlands höchster Fußball-Liga zunächst den Zweitliga-Meistern und lag damit goldrichtig. „Sie kennen die Abläufe, haben sie verinnerlicht. Wir haben eineinhalb Jahre gebraucht, um so zu spielen“, sagte Hasenhüttl im „ZDF-Sportstudio“.
„Wir haben wenig oder gar keine Angst. Ein 0:0 ist für uns immer ein gutes Ergebnis. Wir wollen nicht zwingend ein Tor machen, wir warten auf eine Gelegenheit.“ Und: „Wir wollen das Spiel so lange wie möglich offenhalten.“
Die „perfekte Vorstellung“ begeisterte Hasenhüttl. „Das war das Maximum von dem, was wir spielen können. Dass die Mannschaft alles millimetergenau umgesetzt hat, was wir uns vorgenommen haben, ist beeindruckend“, meinte Hasenhüttl, der am Standort des Automobilherstellers Audi den Weg der kleinen Schritte weitergehen will, um nachhaltig wachsen zu können. „Wir sind kein Werksclub“, betonte der Österreicher.
Genießen können die Oberbayern den Moment. „Der erste Druck ist zwar weg. Wir dürfen die Euphorie nicht zu groß werden lassen“, betonte Hinterseer. Dass der 24-Jährige sich ins Geschichtsbuch des 54. Bundesliga-Neulings eintragen konnte, grenzt schon an ein Wunder. Im Alter von 19 Jahren - damals noch im Trikot von Wacker Innsbruck - klagte Hinterseer über starke Herzprobleme. Den Fehler in der Reizübertragung konnte operativ behoben werden. „Ich kann den Ärzten nur dankbar sein.“
Ingolstadts Kapitän und Abwehrchef Marvin Matip sieht die Schanzer für den Kampf um den Klassenerhalt gerüstet. „Wir müssen immer 100 Prozent geben, dann sind wir konkurrenzfähig“, meinte der Bruder des Schalker Joel Matip. „Der Star ist die Mannschaft - plus Trainer und Betreuer. Das sind die Momente, für die man Fußball spielt. Das kann dir niemand mit Geld bezahlen“, sagte Torwart Ramazan Özcan.
Viele der 27 152 Zuschauer beklatschten den mutigen Auftritt des FC Ingolstadt, mehr noch pfiffen Gastgeber Mainz nach der desaströsen Vorstellung aus. Die 05er waren wie schon gegen den FC Augsburg und die SpVgg Greuther Fürth ein dankbarer Gegner für Aufsteiger. Alle feierten ihren ersten Liga-Sieg gegen die Rheinhessen. „Von einem gestandenen Bundesligisten sollte man erwarten, dass er zu Hause sein erstes Spiel gegen einen Aufsteiger gewinnt“, sagte der maßlos enttäuschte FSV-Präsident Harald Strutz.