Völler vor Rom-Reise: Für Bayer beginnt „Ernst des Lebens“
Leverkusen (dpa) - Michael Schades Augen blitzten. Voller Freude registrierte der Bayer-Geschäftsführer, dass die Leverkusener Fußballprofis vor dem so wichtigen Playoff-Hinspiel der Champions League bei Lazio Rom in hohem Maße Power, Engagement und Leidenschaft haben.
Die ersten Beweise sind nach dem souveränen DFB-Pokalauftritt beim 3:0 in Lotte mit dem verdienten 2:1 (1:1) zum Bundesligaauftakt gegen 1899 Hoffenheim erbracht. Doch spätestens jetzt, so konstatierte es Sportchef Rudi Völler im Vereinsmagazin, beginnt „der Ernst des Lebens“ mit den beiden wohl wichtigsten Spielen der noch jungen Saison. Bayer will wieder in die Königsklasse. „Das bringt Geld und Image“, sagte Schade vor dem Trip am Montag in die „Ewige Stadt“ zum Miroslav-Klose-Club.
Für Bayer und Trainer Roger Schmidt geht es Schlag auf Schlag. Die Königsklassen-Playoffs gegen Lazio am Dienstag und am 26. August in der BayArena sind zwei echte K.o.-Spiele. „Wir fahren mit sehr viel Respekt, aber auch mit Optimismus und Selbstvertrauen nach Rom“, hielt Schade fest.
Zurecht. Denn gegen Hoffenheim knüpften Schmidt und Co. nahtlos da an, wo sie die Spielzeit 2014/15 beendet hatten. Die Treffer von Torjäger Stefan Kießling in der 45. Minute und „Joker“ Julian Brandt (71.) machten vor 27 125 Zuschauern den saisonübergreifend siebten Heimsieg in Serie perfekt.
Schmidt konnte es sich gegen die Kraichgauer, die durch Steven Zubers ersten Bundesligatreffer (5.) früh führten, sogar erlauben, den chilenischen Königstransfer Charles Aránguiz 90 Minuten auf der Ersatzbank sitzen zu lassen. „Vielleicht am Dienstag“ könne der auf 13 Millionen Euro geschätzte Neueinkauf Premiere im Bayer-Dress feiern, kündigte Schmidt an.
Euphorie war indes noch nicht angesagt, als sich die Bayer-Profis im Kabinengang zum 2:1 gegen ihren Lieblingskonkurrenten Hoffenheim äußerten. Denn Lazio wird, davon ist Kießling überzeugt, „ein hartes Stück Arbeit. Aber wir wollen unbedingt in die Champions League kommen.“
Für den aus Mönchengladbach nach Leverkusen zurückgekehrten Weltmeister Christoph Kramer sind die Duelle mit Lazio „kein typisches Playoff. Es fühlt sich eher nach einem Achtelfinale an.“ Auch Schmidt erkannte schon nach der Auslosung, dass die Aufgabe gegen den Klose-Verein „Achtelfinalcharakter“ habe.
„Ich finde, man hat gesehen, dass wir optimistisch sein können“, kommentierte Schmidt den beherzten Auftritt gegen Hoffenheim, der speziell in den zweiten 45 Minuten mit Qualitätsfußball auf ein Tor, Leidenschaft und Mut den Nachweis lieferte, dass Bayer auch ohne langjährige Leistungsträger wie Gonzalo Castro oder Simon Rolfes reif für die Königsklasse sein kann.
Nur vom „dummen“ 0:1, wie Kramer den Gegentreffer bezeichnete, sei Bayer „ein bisschen geschockt“ gewesen. Danach aber wurde offensichtlich, dass gut eingekauft wurde. Kramer: „Wir haben eine enorme Qualität in der Breite.“ Und Schmidt hatte ein Händchen, als er beim Stand von 1:1 zunächst den Freiburger Neuzugang Admir Mehmedi für den angeschlagenen Kapitän Lars Bender und dann noch Brandt einwechselte. Mehmedi legte auf Brandt, und der 19-Jährige vollendete mit seinem insgesamt siebten Bundesligatreffer zum Sieg.