Labbadias Kraftakt nach 0:5 bei den Bayern
Hamburg (dpa) - In Hamburg herrscht schon wieder Alarm. Mit betretenen Mienen brachte die Verlierer-Truppe von München das Regenerationstraining hinter sich.
„Der Verein spielt seit zwei Jahren Relegation. Wir müssen dagegensteuern, das ist ein absoluter Kraftakt“, sagte Trainer Bruno Labbadia einen Tag nach dem 0:5 im Auftaktspiel der Fußball-Bundesliga bei Bayern München. Zwar stellte sich der HSV in der Allianz-Arena nicht so amateurhaft an wie beim Pokal-Aus in Jena. Eine Woche nach der Blamage in Thüringen stemmten sich die Hanseaten aber vergeblich gegen ein weiteres bitteres München-Gastspiel.
Auch wenn es nach der 0:8-Rekordniederlage zum Jahresbeginn am Freitag etwas glimpflicher abging. In der Summe der letzten sechs Niederlagen kommen 3:36 Tore zusammen. „Ich komme nicht so gern hierher in die Allianz Arena“, meinte HSV-Torwart René Adler.
Nur in der ersten Hälfte ging die von Labbadia gewählte Verbarrikadierungs-Taktik einigermaßen auf. Kaum Räume und Lücken fanden die Bayern, ein Freistoß von Xabi Alonso auf die Schulter von Benatia musste fürs 1:0 herhalten. „Dass wir durch einen Standard in Rückstand geraten, kotzt mich an“, schimpfte Adler.
Später seien die Bayern nicht mehr zu halten gewesen. „Da kommt eine Welle auf dich zu, das ist brutal“, schilderte Adler. Er verhinderte ein höheres Debakel. In Hamburg ist man sich darüber im Klaren, dass das neu zusammengestellte Team noch viele Defizite hat. Und, dass man im Heimspiel gegen Stuttgart unbedingt Punkten muss. „Wir wissen, dass wir eine Riesenarbeit vor uns haben“, sagte Labbadia nach der nächsten Bayern-Watschn: „Wir wollten mehr Druck machen, das ist in die Hose gegangen.“
Je mehr die Bayern zu ihrem Spiel fanden, umso mehr häuften sich die individuellen Fehler der Hamburger. Neuverpflichtung Emir Spahic machte seinem Ruf als Raubein alle Ehre. Gideon Jung und Michael Gregoritsch verhalf Labbadia ausgerechnet beim Rekordmeister zu Bundesliga-Debüts - sie gingen mit unter. „Für jeden Neuen ist es schwer reinzukommen, weil keine Struktur da ist“, erklärte der Übungsleiter. An der Vorbereitung kann es kaum liegen: Labbadia ließ 91,5 Stunden in 66 Einheiten üben, wie die „Bild“-Zeitung ausrechnete, und liegt damit in der Liga an der Spitze.
Was Labbadia fehlt, ist neben Albin Ekdal ein richtig guter offensiver Mittelfeldspieler. Deshalb könnte Kerem Demirbay (Vertrag bis 2017), der zuletzt an Kaiserslautern ausgeliehen war, noch vor Ende der Transferperiode gehen. Er fühlt sich nicht genug wertgeschätzt.
Die ganze Bundesliga schaut auf die letzten Transfers, die Peter Knäbel in diesem Sommer tätigen wird. Der Direktor Fußball kämpft aber nach den verschwundenen HSV-Dokumenten selbst um seine Reputation.