Torwart Baumann: Schon mit 21 Freiburgs Ruhepol
Freiburg (dpa) - An ihm liegt es nicht, dass sein Verein in der Fußball-Bundesliga so tief gefallen ist. Jung-Torwart Oliver Baumann ist beim SC Freiburg schon mit 21 Jahren der beständigste und neben Torjäger Papiss Demba Cissé wohl auch begehrteste Spieler.
„Meine Gedanken gelten nur dem SC und dass wir nicht absteigen. Alles andere würde mir auch nicht gut tun“, sagt der Schlussmann der deutschen U21 über das mögliche Interesse weitaus namhafterer Clubs. Baumann, das würde in Freiburg vermutlich jeder bestätigen, ist kein Grübler, keiner der nervös wird, sich verkrampft oder verfängt in einem Strudel aus Selbstzweifeln. Es gab in dieser Saison schon einige deftige Pleiten für den Blondschopf und seinen Verein: 0:7 bei Bayern München, 3:5 in Bremen, 2:4 auf Schalke. Doch an Baumann perlen solche Niederlagen ab wie ein paar Spritzer Mineralwasser. „Schiss habe ich gar keinen, dass da was hängen bleibt“, meint er und fügt mit einem fast schon humoristischen Ansatz hinzu: „Es wäre mir doch viel zu anstrengend, mich darüber groß zu ärgern.“
Der Freiburger zählt zur gut ausgebildeten und medial vorbereiteten Riege deutscher Jungprofis. Er ist keiner, der große Sprüche oder gar Kampfansagen macht. Aber eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein ist dennoch vorhanden bei ihm - wohl eine Grundvoraussetzung für einen guten Keeper.
Bei Vereinen wie dem Hamburger SV (Jaroslav Drobny) oder dem VfL Wolfsburg (Diego Benaglio) haben die sportlichen Krisen auch Torhüter-Diskussionen ausgelöst, aber bei den Breisgauern kommt nicht der Hauch eines Zweifels an Baumann auf. „Es freut mich natürlich, dass man meine Leistungen trotzdem wahrnimmt und so bewertet“, sagt er. Es sei „ja eher schwierig aufzufallen, wenn man Leistung bringt aber ständig verliert. Das geht dann meistens ein bisschen unter“.
Sein Pech ist eher, dass es in seiner Altersklasse so viele herausragende Torhüter gibt: Marc-Andre ter Stegen (Gladbach), Bernd Leno (Leverkusen), Ron-Robert Zieler (Hannover). Da muss sich Baumann momentan wohl eher hinten einreihen, obwohl er von der U 18 an jede deutsche Junioren-Nationalmannschaft durchlaufen hat.
Doch seine persönliche Entwicklung stärkt ihm den Rücken. „Wir machen im Verein immer unsere Analysen und mit denen bin ich ganz zufrieden“, sagt Baumann. Ganz in der Nähe Freiburgs geboren, ist er schon seit 2000 beim SC. Nachdem er in der A-Jugend-Bundesliga einen großen Sprung gemacht hatte, war die zweite Mannschaft für ihn nur eine kurze Durchgangsstation. „Man konnte ganz früh sehen, dass er ein besonderer Torhüter ist“, erklärt sein einstiger Jugendtrainer und jetzige Co-Trainer bei den Profis Christian Streich.
Inzwischen hat Baumann schon 41 Bundesliga-Spiele auf dem Buckel, seinen Vertrag bis 2015 verlängert und gibt den Antreiber im Team. Er staucht schon mal den einen oder anderen Mitspieler vor ihm zusammen. „Ich versuche der Mannschaft zu helfen - wenn es sein muss lautstark. Sie sollen spüren, dass da hinten einer ist, der sie antreibt“, sagt Baumann. Auf ihn verlassen können sie sich ohnehin.