Trostloser HSV unterliegt auch Freiburg

Hamburg (dpa) - René Adler schimpfte wie ein Rohrspatz, doch auch der Nationaltorhüter kann seinen HSV derzeit nicht aufwecken. Den Hamburger Fußball-Bundesligisten hat weit mehr als eine kurze Frühjahrsmüdigkeit befallen, wie die dritte Pleite in Serie bewies.

Das 0:1 (0:0) gegen den SC Freiburg verdeutlichte, dass der 2:9-Offenbarungseid in München nicht so schnell aus den Köpfen zu bekommen ist. Gnadenlos pfiffen die Anhänger Rafael van der Vaart und Co. aus, verließen in Scharen vorzeitig das Stadion.

„Letztes Jahr hätten wir absteigen können, jetzt verfolgen wir weiter unser Ziel, einen einstelligen Tabellenplatz“, konterte Trainer Thorsten Fink die wachsende Kritik. Er geht ganz und gar nicht davon aus, dass sein Stuhl wackelt. „Das ist überhaupt kein Thema“, betonte Sportdirektor Frank Arnesen. Mit 38 Punkten stecken die Hamburger im Niemandsland der Tabelle fest.

Symptomatisch für die fehlende Selbstsicherheit war die Großchance von Heung-Min Son (52.), der nur den Außenpfosten traf. „Normalerweise macht er die Chancen blind, aber er ist erst 20, und an dem Jungen ist das 2:9 auch nicht spurlos vorbeigegangen“, analysierte Fink, der von einer Krise nichts hören wollte. Man habe eine schlechte Phase. „Aber ich habe immer den Finger gehoben, gesagt, dass wir nicht abheben sollen.“ Tatsächlich waren es nach Siegen gegen Dortmund, Schalke und Stuttgart die Anhängerschaft und zuletzt auch die Profis, die von der Europa League träumten.

Mit solchen Zielstellungen ist der aktuelle Kader total überfordert. Der in die Jahre gekommene van der Vaart (30) reißt kein Spiel mehr herum, seine Freistöße haben den Überraschungsmoment verloren und Stützpfeiler wie Kapitän Heiko Westermann und Dennis Aogo machen selbst zu viele Fehler. „Jeder ist unzufrieden im Moment“, meinte van der Vaart, der aber Leidenschaft gesehen haben will. „Am Anfang der Saison waren wir Abstiegskandidat. Jetzt stehen wir in der Mitte. Natürlich fehlt der Mannschaft noch etwas“, erklärte er.

Den harten Kurs, wie ihn viele im Umfeld des HSV fordern, wird es nicht geben. „Ich glaube nicht, dass man sie zusammenfalten muss. Wir müssen sie aufbauen“, betonte Fink, der zwei gleichstarke Teams gesehen hatte. Mit dem Unterschied, dass für die Breisgauer Jonathan Schmid (69.) traf und das zweite Gästetor wahrscheinlicher war als der Ausgleich.

Christian Streich hat aus viel preiswerteren Fußballern eine eingeschworene Truppe geformt. „Diese Arbeitseinstellung der Spieler, wie sie sich helfen, das ist es, was die Mannschaft ausmacht“, sagte der Trainer, der nun alle Nordvereine bezwungen hat und mit 42 Punkten Tabellenfünfter ist. „Wir fahren gerne in den Norden“, meinte Streich.

Und Max Kruse, ehemaliger St.-Pauli-Stürmer, stellte fest: „Wir haben jetzt vier Punkte Vorsprung auf den HSV, die den Anspruch haben, Europa League zu spielen. Es sind noch sechs Spiele zu machen. Warum sollen wir nicht dort oben bleiben?“ Die Früchte dieser Saison wird er allerdings nicht ernten, steht doch sein Wechsel nach Mönchengladbach unmittelbar bevor.