Tuchels Bauchschmerzen: Mainz auswärts Punktelieferant
Augsburg (dpa) - Enttäuscht zog Stürmer Sebastian Polter vom FSV Mainz 05 nach dem 1:2 (0:1) beim FC Augsburg die Torwart-Handschuhe aus und ließ seinem Frust freien Lauf.
„Ich hätte es lieber gehabt, wenn wir gewonnen hätten und ich nicht ins Tor gemusst hätte“, sagte der 22 Jahre alte Keeper-Notnagel des Fußball-Bundesligisten. Polters Trainer Thomas Tuchel schlug die vierte Auswärtsniederlage in Folge mächtig aufs Gemüt: „Ich habe schon ein bisschen Bauchschmerzen, wenn ich uns spielen sehe. Es gefallen mir viele Kleinigkeiten nicht.“
Der Unmut ist verständlich. Fulminant war Mainz in die Saison gestartet, konnte aus den ersten drei Spielen die Maximalausbeute von neun Punkten verbuchen. Doch dann riss der Faden - nur vier Zähler fuhr die Truppe in den vergangenen acht Partien ein. Allein gegen Eintracht Braunschweig gab es zuletzt einen Dreier zu bejubeln.
Die Verunsicherung der Mainzer ist zu spüren. Gegen Augsburg, offensiv sicher kein Über-Team, schickte Tuchel eine Fünfer-Abwehrkette. „Wir wollten unbedingt zu Null spielen“, erklärte der Coach seine Beton-Taktik. Doch daraus wurde nichts: Mit seinem ersten Doppelpack (26./49. Minute) besiegelte Augsburgs André Hahn den nächsten Rückschlag für Mainz. Das Anschlusstor durch Eric Maxim Choupo-Moting (59.) per Foulelfmeter nutzte nichts mehr.
Mainz war einmal mehr bedient, Augsburg durfte sich über das Ende seiner Durststrecke von zuletzt fünf Partien ohne Dreier freuen. „Das ist ein unheimlich wichtiger Sieg für uns“, erklärte FCA-Coach Markus Weinzierl erleichtert. So viel Entspannung brachte der Erfolg, dass Manager Stefan Reuter schmunzelnd auf die Aufgabe bei Bayern München blicken konnte. „Vielleicht gibt's ja eine Grippe-Welle.“
Polter war der Humor dagegen vergangen. „Das kann so nicht sein. Wir müssen einfach besser verteidigen“, sagte der Ersatz-Keeper mit bitterer Miene. Nach der Auswechslung des an der Hüfte angeschlagenen Heinz Müller und der Roten Karte für Christian Wetklo (88.) hatte sich der Stürmer das Torwart-Trikot übergezogen - Mainz hatte sein Auswechselkontingent erschöpft.
Für Polter kein Problem, immerhin war er in der Jugend bei Werder Bremen als Keeper aufgelaufen. Dass er es noch immer kann, bewies er unter anderem, als er einen Freistoß von Daniel Baier aus der Ecke fischte. Zur Bewältigung des Mainzer Torwart-Problems will Polter aber nicht beitragen. „Mir ist es egal, wo ich spiele - nur im Tor muss es nicht sein.“ So könnte nun die Stunde für Nachwuchsmann Christian Mathenia schlagen.