Unruhige Tage: Bruchhagen leidet mit der Eintracht
Frankfurt/Main (dpa) - Heribert Bruchhagen wirkt in diesen Tagen besonders angespannt. Was angesichts der Abstiegsgefahr von Eintracht Frankfurt kaum verwundert.
Die sportliche Talfahrt in der Rückrunde hat Vorstandschef Bruchhagen kurzzeitig aus der Bahn geworfen, erst spät hat er darauf reagiert und mit dem Trainerwechsel von Michael Skibbe hin zu Christoph Daum auch seine eigene Balance wiedergefunden. Immerhin die Zeit des Zweifelns und Grübelns ist damit vorbei.
„Es ist für mich neu, dass man nach einer erfolgreichen Hinrunde solch einen Absturz erfährt. Es war eine Verunsicherung zu spüren - bei den Spielern, beim Trainer, aber auch bei mir“, erzählt Bruchhagen im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Ganz offen schildert er rückwirkend die Beweggründe, die schließlich zur Trennung von Skibbe führten: „Man ist immer auf der Suche, woran das liegt. Indizien hat man zwar genügend. Aber sie erklären niemals diese in der Bundesligageschichte kaum dagewesene Unterschiedlichkeit zwischen Hin- und Rückrunde. Und am Ende glaubt man, nur durch einen Trainerwechsel eine Veränderung herbeiführen zu können.“
Die Verpflichtung des extrovertierten Daum schlug bundesweit hohe Wellen, weil dem als konservativ geltenden Ostwestfalen ein solcher Coup niemals zugetraut wurde. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ attestierte dem 62-Jährigen sogar eine Selbstverleugnung, worüber Bruchhagen nur müde lächelt. „Das ist natürlich Quatsch. Dagegen kann ich mich aber nicht wehren. Jeder bekommt seinen Stempel. Ich nehme das zur Kenntnis, will mich aber nicht beschweren“, sagt der ausgewiesene Fußball-Fachmann.
Viel wichtiger ist ihm, dass seine achtjährige Arbeit nicht den Bach hinuntergeht. Bruchhagen hat die einst als „launische Diva“ verschriene Eintracht konsolidiert und zu einem soliden mittelständischen Unternehmen entwickelt. Das im Umfeld oft angeprangerte Mittelmaß, in dem sich die Frankfurter in der Bundesliga seit dem Wiederaufstieg 2005 bewegen, preist er unermüdlich als Erfolg an.
„Das ist mein Credo seit acht Jahren hier. Ich weiß, dass es nicht von großem Erfolg gekrönt ist, aber ich bin nicht bereit, in dieser Frage umzuschwenken“, sagt Bruchhagen mit Nachdruck und verweist auf die Gefahr einer unrealistischen Erwartungshaltung: „Je länger man das nicht als Erfolg ansieht, umso schwieriger ist es für den Verein, auch eine Krise durchzustehen.“
Mit Daum, der bei der Eintracht alle Freiheiten genießt, glaubt er den richtigen Mann für die Mission Klassenverbleib gefunden zu haben. Dass der neue Trainer dabei zu neuen Methoden wie Geheimtraining oder einem Verhaltenskodex für die Profis greift, ficht Bruchhagen nicht an. „Ich verlange niemals von einem Trainer, dass er Dinge umsetzt, wie ich sie sehe. Ich greife niemals in dessen Bereich ein, weil ich das Traineramt in hohem Maße respektiere“, sagt Bruchhagen. An bestimmten Orten wird man den Eintracht-Boss daher nie antreffen: „Ich gehe in keine Kabine und ich turne nicht im Innenraum herum.“