Veh hat die Freude am Fußball wiedergefunden

Frankfurt/Main (dpa) - Auf den Pressekonferenzen von Eintracht Frankfurt wird derzeit viel gelacht. Um das bevorstehende Spiel des Aufsteigers oder sonstige sportliche Belange geht es dabei zwar nur selten.

Dennoch sind die Medienrunden mit Trainer Armin Veh sehr informativ.

So erzählte der gebürtige Schwabe zum Beispiel von seinen ersten Berührungspunkten mit dem rheinischen Karneval oder von Heimfahrten mit Lothar Matthäus, mit dem er in jungen Jahren zusammen bei Borussia Mönchengladbach gespielt hat. „Viel geschlafen haben wir an den Wochenenden nicht“, berichtete Veh - und grinste schelmisch.

Die gute Laune des 52-Jährigen hängt stark mit dem sportlichen Höhenflug seiner Frankfurter Eintracht zusammen. Denn im Falle des Misserfolges können die Treffen der Journalisten mit Veh auch anders ausfallen. Das ist aus seinen Stationen in Hamburg, Wolfsburg und auch am Ende in Stuttgart bekannt.

Veh gefällt sich in der Rolle des Mannes, der den Profifußball eigentlich nicht braucht. Geht ihm etwas gegen den Strich, dann äußert er das auch, verliert er zunehmend die Lust an seinem Tun. So gingen dem einstigen Profi die ständigen Querelen beim chronisch unruhigen Hamburger SV am Ende so sehr auf die Nerven, dass er selbst von einer Option Gebrauch machte, in der Hansestadt nicht weiterzumachen. Dass er wenig später nach einer 0:6-Klatsche bei Bayern München entlassen wurde, war für Veh fast wie eine Erlösung.

Eigentlich hatte sich der Familienvater schon zuvor geschworen, nach dem HSV keinen Job mehr in der Bundesliga anzunehmen. Das schnelllebige und unehrliche Geschäft war dem Stuttgarter Meistercoach zuwider geworden, mit seiner Idee, eine Mannschaft zu entwickeln, nicht mehr kompatibel.

Umso überraschender kam 2011 die Nachricht, dass Veh sich doch noch einmal hatte überreden lassen und bei der gerade abgestiegenen Frankfurter Eintracht die Nachfolge von Christoph Daum antrat. Von einem Chaos-Verein zum nächsten? Das passte irgendwie nicht - und doch wurde es für Veh der Weg zurück zum Glück.

Denn am Main hat Veh den Spaß am Fußball wiedergefunden. Nachdem er die Eintracht in einer kräftezehrenden Zweitliga-Saison zurück ins Oberhaus geführt hatte, mischt er mit dem jungen Team nun die Liga auf. Von dem genervten Veh der Hamburger Zeit ist nichts mehr übriggeblieben. Glücklich, entspannt und aufgeräumt wirkt er in diesen Tagen, was auch daran liegt, dass er um seinen Einfluss bei der Eintracht weiß. Mit der Vertragsverlängerung lässt er sich deshalb Zeit. „Das entscheidet er ganz allein“, sagte Vorstandsboss Heribert Bruchhagen der Tageszeitung „Die Welt“.

Mit gezielt gesetzten Äußerungen abseits der klassischen Treffen mit den Journalisten hält der Coach Bruchhagen und Sportdirektor Bruno Hübner auch sonst auf Trab. Im Sommer drängte er den Club, trotz des Wiederaufstieges noch einmal zehn neue Spieler zu holen. Zum einen wollte er dem Team von der Altersstruktur her eine Perspektive verschaffen, zum anderen es in die Lage versetzen, seine Art von Fußball zu spielen. Schnell, technisch anspruchsvoll und attraktiv nach vorne - so will Veh seine Mannschaft sehen.

Bislang setzen die Eintracht-Profis diese Vorgaben sehr gut um, weshalb Veh im Überschwang sogar noch einmal ganz große Ambitionen offenbarte. „Ich will noch einmal deutscher Meister werden!“, sagte er der „Sport Bild“. Auch im hohen Alter müsse man noch Ziele haben, meinte Veh - und grinste schelmisch.