Veh will bald Klarheit über Zukunft in Hamburg

Hamburg (dpa) - Armin Veh und der Hamburger SV können ihr auf zwei Jahre befristetes Arbeitsverhältnis bis zum 31. Mai vorzeitig per beiderseitiger Option zum Saisonende beenden. Nun drängt der Coach auf baldige Gespräche zur personellen Weichenstellung für die kommende Saison.

Veh gehört zu den leisen Vertretern seiner Zunft, scheut aber nie das offene Wort. Was er von Selbstdarstellern im Fußball-Geschäft und Kritik an Vorgängern hält, machte der Trainer des Hamburger SV deutlich, als er dem Stuttgarter Interimscoach Jens Keller öffentlich im ZDF-„Sportstudio“ wegen dessen Vorwürfen gegenüber dem geschassten Christian Gross Stillosigkeit vorwarf. Sich selbst nimmt Veh nicht so wichtig; er stellt sich selten in den Vordergrund und macht meist auch kein großes Geheimnis aus der Aufstellung vor dem nächsten Bundesliga-Spiel.

Schon bei seiner Vorstellung im vergangenen Sommer an der Elbe überraschte er die Reporter, als er erklärte, sein Zweijahresvertrag habe eine Klausel, nach der es den Verein nichts kosten würde, wenn er nach einer Saison gehen müsste. Und überhaupt, die Halbwertszeit eines Bundesliga-Trainers betrage sowieso nur noch 13 Monate. Vielen klang diese Analyse zu nüchtern und leidenschaftslos - in den Blogs der HSV-Fans wurde die Frage gestellt: Wo bleibt bei Veh das Feuer?

In der Tat betont der 50-Jährige in fast jeder Presserunde, dass er schon 20 Jahre im Geschäft sei und ihn nicht mehr viel überraschen könne. Und dennoch hat den ehemaligen Meistercoach des VfB Stuttgart die ungewöhnliche Verletztenserie in der Hinrunde beim HSV aus dem Konzept gebracht. „Das ist nicht normal, das habe ich noch nicht erlebt“, gab Veh zu. In seinen Äußerungen über die Zukunft ließ er sich stets ein Hintertürchen offen, bekannte sich nie voll und ganz zum Trainerjob in der Hansestadt über die Saison hinaus.

Dann sagte er plötzlich, dies sei sein letzter Vertrag als Coach. Wenn er es mit dem großen HSV nicht schaffe, sei seine Laufbahn auf dem Rasen beendet. Höchstens als Sportdirektor könne er sich eine Beschäftigung bei einem Bundesligisten vorstellen. Im Winter gab es dann einen mit Spannung erwarteten Gesprächstermin mit dem Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann. Der Club und Veh haben eine beidseitige Ausstiegsoption zum 31. Mai. Herausgekommen ist nichts. Man vertagte sich, wollte erst die sportliche Entwicklung mit einem halbwegs gesunden Kader abwarten.

Die Verletzten sind nun zurück, Veh kann erstmals aus dem Vollen schöpfen und hat mit seinem Team zuletzt sogar drei von vier Rückrundenspielen gewonnen. „Für mich gibt es ein Zeitfenster“, deutete Veh zuletzt an, dass er nicht ewig warten will, bis ein Entscheidungsträger im Verein mit ihm über die nächste Spielzeit spricht. Das Sommertrainingslager im Zillertal hat er schon geplant, seine Spielern äußern sich positiv und Stars wie Zé Roberto schätzen ihn. „Der Trainer macht gute Arbeit, aber erst sollten schnellstmöglich Entscheidungen über wichtige Positionen fallen“, mahnte Nationalspieler Dennis Aogo beim Aufsichtsrat an.

Das Gremium solle zügig entscheiden, ob die Arbeitspapiere von Hoffmann und Vorstandskollegin Katja Kraus über das Jahresende verlängert werden. Zudem muss Klarheit herrschen, wie der Posten des Sportdirektors besetzt wird. Soll Bastian Reinhardt nun eine Chance bekommen, oder ihm im Sommer ein erfahrener Manager an die Seite gestellt werden? Bis alle diese Entscheidungen getroffen sind, wird sich Veh gedulden müssen.