Rückendeckung für Litti: Hoeneß schweigt
Wolfsburg (dpa) - Der vom Abstieg bedrohte Fußball-Bundesligist VfL Wolfsburg kommt nicht zur Ruhe. Nach den Spekulationen um ein schnelles Aus von Interimstrainer Pierre Littbarski und Fan-Protesten gegen Manager Dieter Hoeneß gibt es nun einen unverschuldeten Nebenkriegsschauplatz.
Die bekannt gewordene Untersuchung von VfL-Geschäftsräumen im Zuge von Ermittlungen wegen eines Bestechungsverdachts gegen Mutterkonzern VW und die Telekom richtet sich zwar nicht gegen den Club, kommt aber zur Unzeit für den krisengeschüttelten deutschen Meister von 2009.
Alle Konzentration müsste eigentlich auf die sportliche Lage gerichtet werden. „Die Situation ist schon gefährlich“, sagte der zuletzt verletzte Kapitän Sascha Riether, der am Samstag bei seinem Ex-Club SC Freiburg sein Comeback geben könnte. Trotz Diskussionen nach dem misslungenen Einstand beim 0:1 gegen den HSV wird Littbarski auch in Freiburg wieder auf der Bank sitzen.
„Man muss jetzt fair sein und Pierre Littbarski etwas Zeit geben, damit er die Mannschaft vor allem auch mit den neuen Spielern einspielen kann“, sagte VW-Chef Martin Winterkorn der „Wolfsburger Allgemeinen Zeitung“. Auch Riether appellierte, nach der Beurlaubung von Steve McClaren vor gut einer Woche Ruhe zu bewahren. „Er kann uns helfen, da unten rauszukommen, indem er die Spieler richtig anfasst. Das war bislang so“, sagte der Nationalspieler.
In den vergangenen Tagen mehrten sich Spekulationen, der Weltmeister von 1990 stünde bereits wieder vor dem Aus. Ex-Hoffenheim-Coach Ralf Rangnick hatte am Wochenende Kontakte zum abstiegsbedrohten VfL bestätigt, gleichzeitig aber betont, erst im Sommer wieder einen Verein übernehmen zu wollen. Littbarski wurde in einigen Medien vorgeworfen, bei seiner Vorstellung zu defensiv agiert und keine Aufbruchstimmung verbreitet zu haben. „Es wäre kein guter Einstand gewesen, wenn ich gesagt hätte, wir putzen den HSV 3:0 weg“, verteidigte sich der Interimstrainer.
Die lautstarken Forderungen der Fans nach Ablösung von Manager Hoeneß, dem angesichts von zwölf neuen Profis für insgesamt 53,6 Millionen Euro unter seine Ägide Konzeptlosigkeit und kein glückliches Händchen bei der Trainerwahl vorgeworfen wird, haben keine Folgen. Der von VW dominierte Aufsichtsrat steht nach wie vor hinter dem Leiter der Geschäftsführung, der sich auch am Dienstag bis zum Nachmittag nicht äußern wollte. Laut Riether verunsichere die Diskussion um Hoeneß die Mannschaft nicht: „Das ist kein Thema für uns.“
Zum unangenehmen Nebengeräusch könnten sich noch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Stuttgart wegen des Bestechungsverdachts gegen Mutterkonzern VW und Telekom entwickeln. „Richtig ist, dass es Ermittlungsmaßnahmen gegeben hat am vergangenen Mittwoch. Dabei haben wir mit den Behörden kooperiert“, sagte ein VfL-Sprecher. Einen konkreten Vorwurf gegen den Club gebe es nicht. „Stand jetzt gibt es keinen Anhaltspunkt für ein Vergehen des VfL.“
Hintergrund ist ein alter Sponsorenvertrag des VfL mit der Telekom, der im Sommer ausgelaufen war. Nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ sollen Telekom-Manager versucht haben, durch die Verlängerung des Vertrags Aufträge über mehrere hundert Millionen Euro von Volkswagen zu erlangen. Die Ermittlungen richteten sich gegen zwei frühere Manager und einen ehemaligen Berater der Telekom-Tochterfirma T-Systems sowie zwei Mitarbeiter aus dem Einkauf von VW.