Zweiter Anlauf für Hamburg-Derby
Hamburg (dpa) - Mit zehntägiger Verspätung soll das Fußball-Stadtderby zwischen dem Hamburger SV und dem FC St. Pauli unwiderruflich über die Bühne gehen, komme was da wolle.
Nach der Absage wegen Dauerregens am 6. Februar wurden Wetterberichte gewälzt, der jungfräuliche Rasen in der HSV-Arena akribisch untersucht und Abwehrattacken gegen schlimmste Schneefall-Szenarien entworfen. Das Ergebnis: „Jetzt müsste schon die Welt untergehen, damit das Spiel ausfällt“, sagte Stadionchef Kurt Krägel.
Dafür aber spricht nichts. Wassermassen wie die 61,6 Liter binnen drei Tagen am verregneten Wochenende sind diesmal nicht zu befürchten. „Wir sind gewappnet für alle Eventualitäten“, schwor Krägel und schwärmte: „Der Rasen ist wunderbar, wie ein Teppich.“
Die traditionelle Favoritenrolle des HSV, der in 15 bisherigen Bundesliga-Derbys nur einen St.-Pauli-Sieg vor 33 Jahren zuließ, ist geradezu in Stein gemeißelt. Doch der kleine Nachbar vom Kiez ist dreister geworden. „Wir haben die Chance, Geschichte zu schreiben. Wir wollen das schaffen“, sagt St.-Pauli-Stürmer Gerald Asamoah und rechnete keck das übernächste Spiel beim designierten Meister Borussia Dortmund mit ein: „Am liebsten sechs Punkte“, verkündete der Stürmer mit Inbrunst die Zielsetzung für diese Woche.
Der Grund für den Optimismus liegt auf der Hand. Der Aufsteiger ist 2011 ungeschlagen: Zwei Siege, zwei Unentschieden. Galt das Team in der Hinrunde als zahnlos, weil es magere zehn Tore in 17 Spielen erzielte, heißt die Parole nun: „Feuer frei!“. Vier Spiele, zehn Tore lautet die Bilanz. Da kann nicht mal der HSV mithalten, der es gerade auf drei Rückrundentore brachte, aber neun Punkte ergaunerte. „Wir wollen unseren Fußball durchdrücken“, sagte Coach Holger Stanislawski auf der Abschlusspressekonferenz. Und ergänzte: „Wir können eigentlich nur gewinnen und werden 90 Minuten Vollgas geben.“
Doch das Bundesliga-Urgestein aus dem Volkspark lässt sich von der neuen Lust der Kiez-Kicker am Rasenspiel nicht verunsichern. „Ich muss die Spieler nicht darauf aufmerksam machen, dass sie individuell stärker sind. Das wissen sie“, meinte HSV-Sportchef Bastian Reinhardt gelassen. Stanislawski konterte: „Es zählt nicht der Kontoauszug, sondern was man als Masterplan im Kopf hat.“
Beim HSV haben die drei Dreier der Rückrunde alte Begehrlichkeiten geweckt. „Europa League ist realistisch, Champions League wäre ein Traum“, sagte Mittelfeldspieler Zé Roberto. Mit einem Sieg im Derby wäre der HSV mit nur einem Punkt Differenz an Platz fünf, sprich Europa League, dran. „Wir sind alle heiß in der Kabine und merken, wie wichtig das Spiel ist“, berichtete Zé Roberto und wagt schon einen Blick auf das Wochenende, wenn Werder Bremen zum nächsten Nord-Derby kommt. „Das wird eine wichtige Woche. Wenn wir Mittwoch und Samstag gewinnen, sind wir in einer guten Situation.“
Gut ist die Situation für die Polizei indes nicht. Rund 1000 Beamte aus der Hansestadt und den benachbarten Bundesländern müssen für Sicherheit rund um das Stadion und in der Stadt sorgen. Die Partie ist wegen des Gewaltpotenzials der rivalisierenden Fan-Gruppen als Risikospiel eingestuft worden. Vor dem Partie wird erneut die gesamte Imtech-Arena nach Feuerwerkskörpern und anderen allgemeingefährlichen Utensilien abgesucht. Zudem werden am Millerntor 12 000 Fans beim Public Viewing erwartet. St.-Pauli- Spieler Fabian Boll: „Es sollte diesmal keine dritte Halbzeit geben.“