Verbeek macht Mut: Bayern-Stars auch nur Menschen
Nürnberg (dpa) - So rasend schnell kann im Fußball und speziell im Frankenland die Stimmung kippen. Noch vor zwei Wochen hätte nach der zermürbenden Sieglos-Hinrunde des 1. FC Nürnberg jeder „Club“-Anhänger im 188. Derby gegen den FC Bayern mit dem Schlimmsten gerechnet.
Zwei Rückrundenspiele und zwei Siege später ist alles anders: Vor dem brisanten Duell am Samstag machen sich die Nürnberger mit flotten Sprüchen Mut - zumal der übermächtige Tabellenführer ohne Topstar Franck Ribéry auskommen muss.
„Wenn wir noch einen Gang hochschalten und an uns glauben, können wir die erste Mannschaft sein, die die Bayern schlägt“, tönte Angreifer Daniel Ginczek. „Ich weiß nicht, ob wir die Bayern ärgern können, aber wir werden es probieren“, erklärte Trainer Gertjan Verbeek, der bei der Pressekonferenz am Freitag zur Übermacht des Gegners bemerkte: „Die Spieler von Bayern München müssen auch auf die Toilette - und es kommt bei ihnen dasselbe raus wie bei uns.“
Kapitän Raphael Schäfer beschrieb den rasanten Umschwung beim Abstiegskandidaten so: „Vor zwei Wochen galten wir noch als ein völlig hoffnungsloser Fall.“ Dann gab es einen 4:0-Heimsieg gegen Hoffenheim und vor einer Woche einen 3:1-Erfolg in Berlin. „Wir haben den Anschluss hergestellt“, sagte Mike Frantz. Der Mittelfeldspieler empfahl dem Münchner Starensemble um den wohl in die Startelf rückenden Arjen Robben forsch, sich auf ungemütliche 90 Minuten gefasst zu machen. „Es muss wieder richtig unangenehm sein, gegen uns zu spielen. Und wenn Bayern München sich nach dem Spiel dann wieder beschwert, wir hätten zu hart gespielt, dann haben wir, glaube ich, auch vieles richtig gemacht“, sagte Frantz.
Die Bayern wissen also, was sie erwartet. „Derbys sind speziell“, mahnte Trainer Pep Guardiola. Er muss auf Topstar Ribéry verzichten, der wegen eines Blutergusses am Gesäß operiert werden musste und für noch unbestimmte Zeit ausfallen wird. „Die Atmosphäre ist immer sehr aufgeheizt“, mahnte Nationalspieler Jérome Boateng aus der Erfahrung einiger umkämpfter Gastspiele an der Noris.
Respekt ist vorhanden bei dem seit 44 Liga-Spielen unbesiegten Tabellenführer, dessen letzte Auswärtsniederlage sogar fast zwei Jahre zurückliegt (0:1 am 11. April 2012 in Dortmund). „In der Rückrunden-Tabelle ist Nürnberg hinter uns die Nummer zwei“, bemerkte Xherdan Shaqiri: „Sie haben einen Lauf.“
Selbstbewusstsein bedeutet viel im Mannschaftssport. Der Glaube, dass die offensive Spielphilosophie von Coach Verbeek auch im Abstiegskampf eine erfolgreiche Marschroute sein kann, ist bei den Nürnberger Profis gestiegen. „Wir ziehen unser System durch, egal wie der Gegner heißt“, versicherte Ginczek: „Gegen die beste Mannschaft der Welt können wir sehen, wie weit wir inzwischen sind.“
Der große Hoffnungsträger beim „Club“ heißt Josip Drmic. Der 21 Jahre alte Schweizer hat in der Rückrunde zwei Doppelpacks erzielt, was Nationalmannschafts-Kollege Shaqiri aufmerksam registriert hat. „Ich freue mich auf Josip. Er ist gut drauf. Er ist ein Strafraumstürmer. Er läuft sehr viel, macht viel für die Mannschaft“, äußerte Shaqiri: „Ich hoffe aber, dass er gegen uns nicht trifft.“
Seit elf Bundesligaspielen wartet der „Club“ auf einen Sieg gegen den Rivalen aus München. Boateng erinnerte aber daran, dass sich der Rekordmeister gerade in Nürnberg oft schwertat. „Da war es immer sehr knapp in den letzten Jahren.“ Die Serie ohne Niederlagen soll aber nicht gerade vor den anstehenden englischen Wochen mit DFB-Pokal (Hamburger SV) und Champions League (FC Arsenal) reißen, wie Boateng betonte: „Es ist sehr wichtig für das ganze Team, dass wir einen positiven Lauf beibehalten. Nächste Woche geht es in die K.o.-Wochen.“