VfB in Hoffenheim: Ibisevic weiß, wo das Tor steht
Sinsheim (dpa) - Sieben zum Teil frustrierende Heimremis und die Klatsche beim FC Bayern im Rücken, den Angstgegner und Landesrivalen VfB Stuttgart mit Vedad Ibisevic vor der Brust: Für 1899 Hoffenheim gerät das baden-württembergische Bundesliga-Derby zum Charaktertest.
Alle Augen werden am Freitag auf den ehemaligen Torjäger der Gastgeber gerichtet sein: Ibisevic kehrt erstmals in die Rhein-Neckar-Arena zurück. Der Bosnier ist laut VfB-Trainer Bruno Labbadia eine „coole Socke“ und soll die Schwaben zum Sieg schießen. „Er weiß schon, wo das richtige Tor steht“, meinte auch Stuttgarts Sportdirektor Fredi Bobic.
Ibisevic ist untrennbar mit der Herbstmeisterschaft 2008 verbunden, als er in der Hinserie 18 Tore erzielte. Dazu ist er bis heute der erfolgreichste Erstliga-Stürmer der Hoffenheimer: 43 Tore in 92 Spielen sind eine Nummer. „Ganz normal ist dieses Spiel natürlich nicht“, sagt der 27-Jährige, der immer noch in Bad Rappenau unweit des 1899-Stadions wohnt. „Ich freue mich auf das Wiedersehen - aber es geht nur um drei Punkte.“
Ob er bei einem Treffer für den VfB - bisher waren es zwei für seinen neuen Arbeitgeber - jubeln würde? „Ich weiß noch nicht, was ich mache. Ich denke, ich entscheide das in dem Moment.“ Die knapp fünf Millionen Euro, die die Schwaben in der Winterpause für Ibisevic hinlegten, sind jedenfalls gut angelegt. Der Angreifer hat in Stuttgart Nationalspieler Cacau auf die Bank verdrängt.
Verzichten muss der VfB auf Kapitän Serdar Tasci und Shinji Okazaki. Tasci leidet bereits seit Wochen an einer Reizung des Hüftbeugers, Okazaki zog sich im Training einen Innenbandanriss im rechten Knie zu. Torjäger Martin Harnik kann in der Rhein-Neckar-Arena dagegen mitspielen.
Hoffenheim und Mäzen Dietmar Hopp hatten sich für Srdjan Lakic als Ibisevic-Ersatz entschieden und haben damit zumindest im Moment den Kürzeren gezogen: Der Ex-Wolfsburger hat noch nicht für die Nordbadener getroffen und fehlt derzeit mit einer Kreuzband-Zerrung. Dafür stürmt möglicherweise ein Ex-Stuttgarter bei 1899: Sven Schipplock. Der Trefferquote von Ibisevic trauern die Fans jedenfalls nach, mit Pfiffen muss er bei seiner Rückkehr dennoch rechnen.
Der Ibisevic-Wechsel hat das oft angespannte Verhältnis zwischen den beiden Landesrivalen allerdings eher verbessert. Im Januar trafen sich die Verantwortlichen zu einer Art Friedensgipfel. „Wir haben uns zusammengefunden“, sagt Bobic heute. „Es ging vor allem um die Frage der Jugendspieler. Die haben wir geklärt und für beide Seiten positiv abgeschlossen.“
Mit Schipplock, Kapitän Andreas Beck, Boris Vukcevic, Tobias Weis und Sebastian Rudy könnten theoretisch fünf Ex-Stuttgarter in Hoffenheims Startaufstellung stehen - und mit Ibisevic-Kumpel Sejad Salihovic nach abgelaufener Suspendierung ein Profi auf den Platz zurückkehren, der immer noch beim VfB für die neue Saison im Gespräch ist. Dazu sitzt seit Februar der frühere VfB-Profi und -Trainer Markus Babbel auf der Bank beim Emporkömmling.
Der 39-Jährige hat jetzt die Chance, auch bei den Fans zu punkten: In sieben Anläufen haben die Hoffenheimer nie gegen den VfB gewinnen können. Die Stuttgarter können zwar als Tabellenachter derzeit von der Europa League nur träumen, doch da der SC Freiburg gegen den Abstieg und Hoffenheim um die Balance zwischen Sparkurs und hohen Erwartungen kämpft, will der VfB wenigstens Landesmeister werden.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
1899 Hoffenheim: Starke - Beck, Vestergaard, Compper, Johnson - Rudy, Salihovic (Williams) - Vukcevic, Roberto Firmino, Babel - Schipplock
VfB Stuttgart: Ulreich - Boulahrouz, Maza, Niedermeier, Sakai - Kvist, Kuzmanovic - Harnik, Schieber, Hajnal, Ibisevic
Schiedsrichter: Perl (Pullach)