VfB in Nöten: „Geht jetzt gegen den Abstieg“

Stuttgart (dpa) - Abstiegskampf statt Aufwärtstrend: Nach einem kurzen Zwischenhoch steckt der VfB Stuttgart schon wieder tief im Tabellenkeller der Fußball-Bundesliga.

„Wir sind jetzt im Sumpf unten drin und müssen uns da wieder rauswühlen“, sagte Manager Fredi Bobic nach dem niederschmetternden 0:1 (0:0) gegen das bisherige Schlusslicht 1. FC Köln. Für Torhüter Sven Ulreich steht nach dem Rückschlag fest: „Bei uns geht es jetzt gegen den Abstieg, wir müssen uns keine anderen Ziele setzen.“

Dabei hatten die Schwaben nach dem vielversprechenden Neustart unter Trainer Jens Keller bereits wieder mit einem Auge aufs obere Tabellendrittel geschielt, auch wenn der Abstand weiter groß war. Souveräne Siege wie das 6:0 gegen Werder Bremen und der vorzeitige Einzug in die nächste Runde der Europa League hatten die Hoffnung genährt, dass die Phase des Niedergangs unter dem geschassten Coach Christian Gross endgültig Vergangenheit sei.

Aber der positive Effekt des Trainerwechsels scheint schon wieder verpufft zu sein. Vor einer Woche verspielte der VfB eine 3:0-Führung beim 1. FC Kaiserslautern und „verschenkte“ durch das Remis zwei Punkte. Jetzt folgte gegen Köln, zuvor auswärtsschwächstes Team, ein noch größerer Rückschlag. Stuttgart stürzte auf den Relegationsplatz ab und angesichts des Restprogramms mit Gegnern wie 1899 Hoffenheim und Bayern München droht ein Überwintern in der Abstiegszone. Zudem scheinen phänomenale Aufholjagden wie in den beiden Vorjahren angesichts der gesunkenen Qualität des Kaders kaum wiederholbar.

Christian Träsch, der sich als einer der wenigen bis zum Schluss engagiert gegen die Schlappe wehrte, räumte ein: „Der Stachel sitzt tief.“ Es bringe nichts, auf die Tabelle zu schauen. „Wir müssen in Hamburg punkten“, forderte der Nationalspieler.

Vor allem die katastrophale Chancenverwertung brach dem VfB das Genick. Der gefrustete Keller kam auf mehr als ein halbes Dutzend „hundertprozentiger Torchancen“. Er tobte zwar wie alle anderen Stuttgarter über den fragwürdigen Foulelfmeter durch den jungen, unerfahrenen Schiedsrichter Christian Dingert, schob aber seinen Schützlingen die Hauptschuld am Schlamassel zu: „Ich ärgere mich in erster Linie über meine Mannschaft.“

Die „Versager“ übten Selbstkritik. „Wir dürfen die Niederlage nicht am Elfmeter festmachen. Wir müssen unsere Chancen verwerten“, gestand Cacau, der mindestens zwei Treffer hätte erzielen müssen. Schlussmann Ulreich urteilte: „Wir hatten Chancen für zwei Spiele, das rächt sich dann einfach.“ Verteidiger Georg Niedermeier sagte: „Nach so einer Niederlage macht es keinen Spaß, ins Training oder in die Stadt zu gehen.“ Sein harmloses Gerangel mit Milivoje Novakovic führte zum Strafstoß, den Lukas Podolski sicher verwandelte (82.).

Bobic redete sich wegen dieser fragwürdigen Regelauslegung regelrecht in Rage. „Der Elfer war eine absolute Frechheit und ein Witz.“ Nur konnte der Manager darüber nicht lachen. „Uns sind zum dritten Mal in dieser Saison Punkte gestohlen worden“, wies er auf vergleichbare Schiedsrichterentscheidungen zuungunsten des VfB hin. Zusammenaddiert sind das fünf Zähler. „Irgendwann ist Schluss“, rechtfertigte Bobic seinen Wutanfall.