„Wölfe“ hinter eigenem Anspruch: „Haben überlebt“

Hamburg (dpa) - Beim VfL Wolfsburg klaffen Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander. „Wir haben überlebt“, stellte VfL-Coach Steve McClaren nach dem mit viel Glück erkämpften 1:1 (0:1) beim FC St. Pauli erleichtert fest.

Angesichts von 18:3 Torschüssen zugunsten des Bundesliga-Aufsteigers war es fast schon ein Hohn, dass Spielmacher Diego nach dem von Edin Dzeko (54. Minute) ausgenutzten einzigen Fehler in St. Paulis Abwehr behauptete, es sei „mehr möglich gewesen“ für den VfL. Club-Manager Dieter Hoeneß korrigierte seinen brasilianischen Fußball-Profi auch umgehend. „Das 1:1 war das Maximale, was für uns heute drin war“, gab er unumwunden zu.

Nach 90 ansehnlichen Minuten im Millerntor-Stadion war es von den VfL-Verantwortlichen am Sonntag schlau, verbal „kleine Brötchen“ zu backen. Zu zahm waren die „Wölfe“, die sich glücklich schätzen konnten, gegen die wackeren Hamburger zur Pause nicht höher als 0:1 durch Markus Thorandts (26.) sehenswerten Kopfball hinten zu liegen.

Eine Unachtsamkeit beim Neuling nach einem weiten Abstoß von Keeper Diego Benaglio reichte - Torjäger Dzeko nutzte Diegos Zuspiel zu seinem neunten Saisontreffer. Der Bosnier verhinderte dadurch den Absturz in die Abstiegszone. Dennoch: Auch so steht der VW-Club zum Unmut seines Hauptsponsors mit nur einem Punkt mehr als St. Pauli lediglich auf Tabellenplatz elf. „15 Punkte nach 13 Spielen sind natürlich nicht das, was unser Ziel ist“, gestand Dzeko seine Unzufriedenheit ein.

Gutes Spiel - schlechter Ertrag, lautete hingegen das Fazit der Hanseaten, die unweit der berühmt-berüchtigten Kiez-Meile beim Verwerten ihrer vielen Chancen sündigten. Noch mehr aber ärgerte Holger Stanislawski das dumme Gegentor, das die Hoffnung auf den zweiten Saison-Heimsieg jäh zerstörte. „Wir haben eine Situation weggegeben, eine einzige. Das darf nicht passieren, denn das wird in der Bundesliga sofort bestraft“, urteile St. Paulis Coach zutreffend.

Immerhin blieb nach den Heim-Niederlagen gegen Eintracht Frankfurt (1:3) und Bayer Leverkusen (0:1) diesmal wenigstens ein Zähler an der Elbe, der seiner Mannschaft Mut machen soll. „Das wird den Jungs gut tun. Sie hätten einen Sieg verdient gehabt, wissen aber, dass sie auf dem richtigen Weg sind“, glaubt Stanislawski, der nun vier Jahre in Amt und Würden ist - und für den Aufschwung beim Kiez-Club steht.

Nach vier Niederlagen in Serie verordnete er seinem Team eine 4-1-4-1-Taktik (Matthias Lehmann agierte offensiver im Mittelfeld) - sofort stellten sich viel mehr Chancen ein, die es am Wochenende nur noch konsequenter zu nutzen gilt. Erneut geht es in einem Nordderby gegen einen ebenfalls hinter den eigenen Erwartungen gebliebenen Gegner. „Wir werden am Sonntag bei Werder Bremen da weitermachen, wo wir heute aufgehört haben“, versprühte Stanislawski Zuversicht. Zumal seine Profis auswärts bisher weitaus erfolgreicher waren als daheim.