Trotz der Krise: Allofs stärkt Schaaf den Rücken
Bremen (dpa) - So schlimm stand es in der mehr als zehnjährigen Zusammenarbeit von Klaus Allofs und Thomas Schaaf noch nie um Werder Bremen. Nach dem 0:4-Debakel in Schalke kam der Clubchef an der Frage nach dem Trainer nicht mehr vorbei.
Gelten jetzt also auch in Bremen die vielzitierten Gesetzmäßigkeiten der Branche und der Trainer muss gehen, wenn es nicht läuft? Nein, sagte Allofs: Trotz der schweren Krise ist eine Trainerentlassung an der Weser keine Überlegung wert. „Ich bin überzeugt, dass es keinen besseren gibt, der so akribisch arbeitet“, sagte Allofs in Bremen über Schaaf.
Der zum Vorstandsvorsitzenden aufgestiegene Manager stärkte dem Fußball-Lehrer auch nach dem erneuten Rückschlag demonstrativ den Rücken. Zu möglichen Forderungen nach einer Entlassung des Trainers sagte Allofs: „Dann würden wir auf Druck handeln und nicht aus Überzeugung, deshalb ist das kein Thema.“
Schaaf darf sich also weiter sicher fühlen in Bremen und seiner Arbeit nachgehen, zu der eine 57-minütige Krisensitzung gehörte. Nicht die erste in dieser Saison - und wahrscheinlich auch nicht die letzte. Der Coach selbst wollte danach nicht reden, schwieg wie zuletzt fast immer. Spätestens am Dienstag vor dem Champions League-Spiel bei Tottenham Hotspur wird er wieder Rede und Antwort stehen müssen. In London droht den Hanseaten das Aus auch in Europa.
„Außer Wiese könnt ihr alle gehen“, hatten die Werder-Fans nach dem 0:4 bei Schalke skandiert. Wäre der Keeper nicht erneut in Topform gewesen, hätte Werder noch mehr Tore kassiert als die Treffer von Christoph Metzelder (22.) und Raul (45+2./56./71.). Die Bremer Mannschaft hat derzeit nicht die Möglichkeiten, an die Erfolge der vergangenen Jahre anzuknüpfen und die chronischen Abwehrprobleme mit eigenen Toren auszugleichen.
Der 48-jährige Schaaf ist seit Mai 1999 Trainer der Werder-Profis und darf es auch wohl noch einige Zeit bleiben. Es sei denn, der Aufsichtsrat senkt den Daumen. „Dass wir darüber nicht reden, ist nicht aus Prinzip“, sagte Allofs: „Wenn in den Gremien die Meinung herrscht, dass es anders ist, dann ist es sicherlich kein Tabuthema.“ Bisher aber hat sich der Aufsichtsrat immer hinter Allofs und Schaaf gestellt, der Vorsitzende Willi Lemke tat das noch vergangene Woche.
Einen Freifahrtschein in alle Ewigkeit gibt es allerdings auch in Bremen nicht - weder für den Trainer noch den Clubchef. „Wir sind alle auf dem Prüfstand“, sagte Allofs, dessen Einkaufspolitik zuletzt von einigen Fans kritisiert worden ist. Dies macht sich derzeit vor allem angesichts der Verletzungsmisere bemerkbar. Neben den Langzeitverletzten Naldo, Sebastian Boenisch und Tim Borowski fehlt auch Claudio Pizarro an allen Ecken und Enden. Zu allem Überfluss droht nun der wochenlange Ausfall vom bislang einzig überzeugenden Neuzugang Wesley. Der Brasilianer zog sich am Samstag eine Oberschenkelverletzung zu. Eine genaue Diagnose steht noch aus.
Die Bremer wollen aber nicht in Aktionismus verfallen und weiter auf Kontinuität setzen. Das war über viele Jahre das Erfolgsrezept und hat Werder in den zurückliegenden zehn Jahren zur Nummer zwei des deutschen Fußballs hinter Bayern München gemacht. Panikreaktionen wollen die Bremer weiter vermeiden.
Auch wenn von außen der Druck steigen sollte und das Festhalten am Trainer als Tatenlosigkeit angesehen werden könnte? „Wie es wahrgenommen wird ist mir eigentlich egal“, sagte Allofs: „Wir machen die Arbeit, die sinnvoll für Werder ist.“ Der Vorstandsvorsitzende stellte klar: „Die Arbeit geht weiter, aber wir werden sie nicht grundlegend ändern.“