Tatort Hannover: Joker Hanke erhöht HSV-Frust
Hannover (dpa) - Fünf Tore, Kampf, Leidenschaft und Spannung bis zur Last-Minute-Entscheidung - der Fußball-Krimi zwischen Hannover 96 und dem Hamburger SV faszinierte auch Tatort-Kommissarin Charlotte Lindholm alias Maria Furtwängler.
Die Schauspielerin drehte Szenen für eine neue Folge des ARD-Klassikers im Stadion und verfolgte dann das Nord-Duell mit der Auflösung durch 96-Stürmer Mike Hanke (90.+2. Minute) zum 3:2 (1:1)-Endstand. „Das war ein Klasse-Spiel, eines Tatorts gerecht“, kommentierte 96-Trainer Mirko Slomka das Match, in dem sein Team die Nummer 1 im Norden blieb und der HSV weiter ins Niemandsland der Bundesliga abstürzte.
Mit Ehrenrunden, ausgelassenen Tänzen und Jubelgesängen feierten die 96-Profis mit ihren Fans minutenlang den überraschenden Sprung auf Europapokal-Platz vier. Edel-Reservist Hanke konnte sein Glück kaum fassen. Während er auf den Zaun kletterte und das Bad in der Menge genoss, haderten die Hamburger über den erneuten Rückschlag.
„Im Moment kommt es knüppeldick. Wir müssen den Kopf aber oben behalten“, sagte Sportchef Bastian Reinhardt. „Die Lage ist ernst“, erklärte Kapitän Heiko Westermann, und Trainer Armin Veh gab zu: „Wir haben sehr viel Aufwand betrieben, aber es ist zum Kotzen. 18 Punkte nach 13 Spielen, das ist für unsere Ansprüche zu wenig.“
Der HSV-Coach kritisierte vor allem die Abwehrarbeit. „Wir sind daran gescheitert, dass wir zu leicht die Gegentore bekommen“, monierte Veh das Verhalten bei den 96-Toren von Lars Stindl (31.), Christian Schulz (59.) und Hanke. Beim ersten Treffer patzte der 18-jährige Debütant Muhamed Besic. „Nach dem Fehler hat er aber ordentlich gespielt“, sagte Veh. Zu den wenigen Lichtblicken im ersatzgeschwächten HSV-Team gehörte der zweifache Torschütze Heung Min Son (40./54.). „Auch er war verletzt und durfte normalerweise nicht spielen“, erklärte Veh angesichts der vielen Ausfälle.
Hannover 96 machte erneut mit enormem läuferischen Einsatz den Ausfall mehrerer Stammkräfte wett. Auch Spieler wie Jan Schlaudraff oder Mike Hanke, die schon auf dem Abstellgleis standen, nutzten ihre Chance. Die eingefleischten 96-Fans unter den 49 000 Zuschauer feierten neben dem Erfolg über den „großen HSV“ auch einen „historischen Sieg“. Erstmals überholte Hannover in der ewigen Bundesliga-Tabelle den niedersächsischen Erzrivalen Eintracht Braunschweig.
Bei so viel Grund zur überschäumender Freude trat Jörg Schmadtke auf die Bremse. „Wir müssen aufpassen, dass die Euphorie nicht überschwappt. Wir müssen auf dem Boden bleiben“, warnte der 96-Sportdirektor. Der Sieg sei fast schon zu viel. „Aber die Mannschaft will mehr.“