VfL bestürzt über Malanda-Tod - Trauerarbeit in Südafrika
Wolfsburg (dpa) - Immer wieder wird Dieter Hecking von Weinkrämpfen geschüttelt, als er über den Unfalltod von Junior Malanda spricht. „Die Lücke ist so groß“, klagt der Coach des Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg, einen Tag nach dem folgenschweren Unglück auf der A2.
Der Tabellenzweite ist im Schockzustand. Im Foyer des VIP-Bereichs vor dem Wolfsburger Stadion steht ein Bild des Mittelfeldspielers, eingerahmt von vielen Kerzen, Blumen und grün-weißen Schals. „Warum?. Ruhe in Frieden, Junior“, hat ein Fan dazu geschrieben. Die große Trauer um Malanda ist in Wolfsburg überall sichtbar und greifbar.
„Alle Spieler sind total am Boden zerstört, wir können unsere Fassungslosigkeit kaum in Worte fassen. Wir haben einen lebensfrohen, lernbegierigen Menschen und einen außergewöhnlichen Fußballer verloren“, erklärte VfL-Manager Klaus Allofs. Nur mit viel Mühe richtete Hecking den Blick nach vorn: „Es geht weiter im Leben, das müssen wir vor allem den jungen Spielern vermitteln.“
Trotz des Todesfalls sind die Wolfsburger am Abend mit eintägiger Verspätung in das Trainingslager nach Südafrika abgereist. „Es war keine leichte Entscheidung, aber es ist die absolut richtige Entscheidung. Junior wollte den Erfolg. Das ist das Letzte, was wir für ihn tun können“, begründete Manager Allofs die „schwierige Entscheidung“. Bei der Trauerarbeit am Kap der Guten Hoffnung erhalten die Profis professionelle Unterstützung von einem Psychologen.
„Wir wollen nicht zur Tagesordnung übergehen, aber in einer anderen Umgebung, wo wir nicht jeden Tag seinen Spind sehen, kann die Gruppe den Verlust besser aufarbeiten“, sagte Allofs. „Ich glaube, dass wir das vorgesehene Programm mit zwei Testspielen durchziehen können“, sagte Hecking. An der Beerdigung ihres ehemaligen Mitspielers, der in insgesamt 17 Bundesligaspielen zwei Tore erzielt hatte, möchte die Mannschaft in jedem Fall teilnehmen.
Die Sportliche Leitung hatte am Samstagnachmittag die Nachricht vom Tod des belgischen Junioren-Nationalspielers erhalten. Malanda befand sich auf der Anreise zum Flughafen Braunschweig, um mit dem VfL-Team ins Trainingslager zu fliegen. Ein Verkehrsunfall auf der A 2 bei Porta Westfalica beendete sein kurzes Leben im Alter von 20 Jahren. Die Verantwortlichen sagten nach einer mehrstündiger Beratung am Abend den Flug zunächst ab und schickten die Spieler nach Hause.
Die VfL-Fans erinnerten im VIP-Bereich vor dem Stadion mit Kerzen, Blumen, Bildern und grün-weißen Schals an den verstorbenen Profi, der in 17 Bundesligaspielen für den VfL zwei Tore erzielt hatte. Bereits am Samstagabend hatten sich rund 200 trauernde Fans um die Volkswagen Arena versammelt. Rund 1000 Anhänger erinnerten am Sonntag mit einem Trauermarsch an den verstorbenen Profi. Die Fans gingen schweigend hinter einem Banner mit der Aufschrift „R.I.P. Junior“ vom Fan-Haus zum VIP-Bereich am Wolfsburger Stadion. Dort hatte der Club ein Kondolenzbuch ausgelegt.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Francisco Javier Garcia Sanz sprach von einem großen Verlust: „Wir sind alle tieftraurig und total geschockt. Es gibt Dinge, und da spreche ich als Vater, die man als Eltern nie erleben will, und die dann doch passieren.“
Bundesweit bekannt wurde Malanda, als er zu Saison-Beginn in zwei Partien zweimal den Ball aus kürzester Distanz am gegnerischen Tor vorbei stolperte. Der lebenslustige junge Mann nahm den Fauxpas mit Humor und kam trotz der starken Konkurrenz im VfL-Mittelfeld auf zehn Einsätze in der Hinrunde. „So merkwürdig, wenn Du deinen Freund morgens noch gehört hast und dann diese Nachricht zu erfahren“, twitterte sein belgischer Teamkollege Kevin De Bruyne. Er postete auch ein Bild. „Wir haben einen großen Freund zu früh verloren. Ruhe in Frieden, Du wirst immer bei uns sein.“
Malanda saß bei dem Autounfall bei Starkregen und heftigen Böen auf dem Rücksitz eines Geländewagens. Als das Fahrzeug aus ungeklärten Gründen ins Schleudern geriet und gegen einen Baum prallte, wurde der VfL-Profi nach Angaben der Polizei Bielefeld aus dem Fahrzeug geschleudert. Ob er angeschnallt war oder nicht, ist offen. Malanda starb noch am Unfallort. Der Fahrer und der Beifahrer wurden schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht. Das Unfallauto wird von der Polizei untersucht, die Ermittlungen laufen.