VfL-Trainer Hecking: „Mehr zu kritisieren als zu loben“
Berlin (dpa) - Matchwinner Daniel Caligiuri sprach am Ende einer perfekten Woche vom persönlichen Wolfsburger „Triple“ und schmunzelte über seinen eigenen Scherz.
Von drei Titeln sind die Niedersachsen noch weit entfernt, doch nach dem 2:1 bei Hertha BSC und drei Siegen binnen acht Tagen in der Fußball-Bundesliga und im DFB-Pokal klang der eingewechselte Mittelfeldspieler schon ein bisschen euphorisch. „Pokal-Halbfinale und jetzt Platz fünf, das ist natürlich überragend“, erklärte der 26-Jährige noch ganz verschwitzt in den Katakomben des Berliner Olympiastadions.
Schon bei der Einwechslung von Caligiuri hatte VfL-Trainer Dieter Hecking die richtige Ahnung: „Es ist genauso gekommen, wie ich es ihm gesagt habe: Er haut das Ding rein und wir gewinnen 2:1“, erklärte der Coach. Anders als sein erfolgreicher Joker blieb Hecking beim Blick auf das Ergebnis und die Tabelle nüchtern. Ein Platz im kleinen Europapokal scheint ihm auf Dauer nicht zu reichen. Mit dem ambitionierten Club aus der VW-Stadt will sich der 49-Jährige an den Spitzenteams orientieren. „Es gibt mehr zu kritisieren als zu loben“, stellte er nahezu emotionslos fest.
Vier Punkte liegt sein Team hinter dem Tabellen-Vierten Schalke, sieben Punkte sind es auf Bayer Leverkusen. Mit dem Bayern-Verfolger Nummer eins messen sich die Wolfsburger am kommenden Wochenende. Der „dreckige Sieg“ gebe nun eine andere Ausgangsposition für das Leverkusen-Spiel - „in Form von Selbstvertrauen“, meinte Hecking, gab aber zu: „Die Leverkusener sind noch weit weg. Die Bayern sind ganz weit weg.“ Was noch fehlt, „um ganz nach oben zu gucken“, sei auch die Souveränität gerade in der Schlussphase.
Gegen Hertha fehlte nicht viel, und die junge Mannschaft aus Wolfsburg hätte kurz vor dem Abpfiff noch den Ausgleich hinnehmen müssen. Doch vor allem Berlins umworbener Toptorjäger Adrian Ramos schwächelte diesmal beim Abschluss. „Ich wäre mit einem Punkt zufrieden gewesen, so wie das Spiel gelaufen ist“, räumte der VfL-Coach ein. Am 21. Bundesliga-Spieltag zeigte sich in der Tat einmal mehr, dass den „Wölfen“ noch die Konstanz fehlt. Erst nach einem 0:1-Rückstand durch Per Skjelbred (21. Minute) und einem „Hallo-Wach-Effekt“ (Robin Knoche) in der Halbzeit bekam das Team die Partie gegen den schwungvollen Liga-Neuling besser in den Griff.
„Heute war ich ein bisschen ärgerlicher als sonst“, meinte Hecking zu seiner Ansprache in der Kabine. „Es war nicht zu sehen, dass wir unsere große Chance am Schopfe packen wollten. Das war einfach zu wenig.“ Am Ende reichten aber ein Eckball, den Verteidiger Knoche versenkte (58.), und das Joker-Tor von Caligiuri zum Dreier.
„Das hat super geklappt“, kommentierte Caligiuri seinen ersten Bundesliga-Treffer für den VfL. Der frühere Freiburger sieht sich nah dran an einem Stammplatz. Auf Einzelne kann Hecking bei seinen ambitionierten Zielen jedoch keine Rücksicht nehmen. Alle müssten verinnerlichen, dass allein der Erfolg der Mannschaft im Vordergrund steht. „Wenn man eine Spitzenmannschaft sein will, müssen auch die Spieler wie Spitzenspieler denken“, erklärte Hecking.