Vor Abstiegsendspiel: Babbel provoziert Hertha
Berlin (dpa) - Ausgerechnet der Mann mit dem Hertha-Tattoo auf dem Oberarm will seinen Ex-Club aus der Hauptstadt nun in die Niederungen der 2. Fußball-Bundesliga schicken.
Markus Babbel kündigte lautstark an, sich als Trainer der TSG 1899 Hoffenheim im Abstiegskrimi am Samstag für seinen unschönen Rausschmiss Ende des vergangenen Jahres zu revanchieren. „Ich schenke der Hertha nichts und will die drei Punkte mit aller Macht“, tönte der 39 Jahre alte Coach der Hoffenheimer und verschoss weitere Giftpfeile in Richtung Hauptstadt.
Sein Abgang war nach gegenseitigen Lügen-Vorwürfen mit Hertha-Manager Michael Preetz am 18. Dezember unter unwürdigen Begleitumständen erfolgt. „Wir wären hundertprozentig nicht abgestiegen, da hätte ich alles drauf gewettet. Es hat einfach super gepasst zwischen Mannschaft und Trainerteam“, betonte Babbel im Rückblick in einem Interview der Zeitung „Tagesspiegel“. Und er fügte hinzu: „Der Verein wollte mich nicht mehr. Die Art und Weise hat es mir relativ leicht gemacht, einen Cut zu machen“.
Hertha muss das Spiel gegen Babbels neuen Verein Hoffenheim unbedingt gewinnen, um nicht zum zweiten Mal innerhalb von nur zwei Jahren in der Zweitklassigkeit zu landen. Zudem ist der Verein auf die Schützenhilfe des FC Bayern beim 1. FC Köln angewiesen, der mit zwei Punkten Vorsprung den Relegationsplatz 16 innehat. Unter Babbel hatte Hertha 20 Punkte gesammelt, unter seinen Nachfolgern, Michael Skibbe, Interimscoach René Tretschok und jetzt Otto Rehhagel kamen nur noch acht Zähler hinzu.
Wie sehr bei Hertha im Abstiegskampf die Nerven blank liegen, zeigte die erneute Absage des öffentlichen Trainings für Mittwoch. „Es ist der Wunsch des Trainerteams“, teilte Pressesprecher Peter Bohmbach mit. Beim Training am Dienstag fehlte neben den angeschlagenen Christian Lell (Fußprellung), Pierre-Michel Lasogga (Knieprobleme) und Thomas Kraft (muskuläre Probleme) auch Tunay Torun. „Er hat eine Denkpause erhalten und wird in der U23 spielen“, teilte Trainer Otto Rehhagel mit, ohne auf Gründe der Suspendierung des Stürmers einzugehen.
Auch Babbels Verbalangriffe ließen die Hertha-Verantwortlichen weitgehend unkommentiert. Preetz wollte zu den Sticheleien nicht Stellung nehmen und lehnte Nachfragen mit dem Hinweis ab: „Wir spielen gegen Hoffenheim und nicht gegen Babbel. Im Fußball gibt es normalerweise die Rote Karte, wenn jemand nachtritt.“ Rehhagel bemerkte nur lapidar: „Trainer können keine Tore schießen.“
Babbel legte unterdessen in der „Sport Bild“ sogar noch einmal nach. „Hertha BSC fehlt die nötige Demut. Nach einem Sieg wird von der Champions League geredet, nach einer Niederlage vom Abstieg. Der Mittelweg fehlt im Verein“, meinte er und warf Preetz vor, die Einheit zwischen Trainerteam und Spielern zerrissen zu haben. „Die Folgen sind schwerwiegender, als man sich das gedacht hat.“
Trotz aller Querelen werde er Preetz schweigend die Hand reichen. „Ich bin ein höflicher Mensch. Wenn er vor mir steht, werde ich ihm die Hand geben. Aber es gibt keine Gründe, miteinander zu sprechen.“ Die Hoffenheim-Fans forderte er auf: „In Berlin müsst ihr besonders laut sein. Den Gefallen müsst ihr mir tun.“
Nach der „Lügenaffäre“ Ende 2011 hatte Präsident Werner Gegenbauer dem Manager Rückendeckung bei der Trainer-Entlassung gegeben und Babbel sogar als „Baron Münchhausen“ bezeichnet. Babbel hat dies nicht vergessen. Es seien „gezielt Sachen über mich in Umlauf gebracht worden, die nicht der Wahrheit entsprechen“, sagte der Europameister von 1996. „Manches geht tief in die Privatsphäre.“