Vor Labbadias Aufräumarbeit beim HSV hat auch Veh Respekt
Hamburg (dpa) - Bruno Labbadia hat das Kellerkind Hamburger SV wieder ans Tageslicht geholt. Das durchaus sehenswerte 0:0 gegen Eintracht Frankfurt war zwar nicht das Wunschresultat des Trainers, aber es demonstriert die markante Entwicklung des zweimaligen Fast-Absteigers in den vergangenen Wochen.
Seit der Coach da ist, ging keines der bisherigen sechs Heimspiele verloren. „Wir brauchen zu Hause eine Festung, um eine ordentliche Saison zu spielen“, sagte Labbadia und fügte an: „Es war mehr drin. In der ersten Halbzeit haben wir schön Stoff gegeben.“ Immerhin verfügen die Norddeutschen über sieben Zähler nach fünf Spielen. In der Vorsaison hatten sie zur gleichen Zeit ganze zwei Pünktchen und waren Tabellenletzter.
Die verblüffende Erkenntnis: Jener HSV, dem nach der Pokalpleite beim Regionalligisten Carl Zeiss Jena vor fünf Wochen und dem 0:5 bei Meister Bayern München zum Saisonstart noch das Etikett „erster Absteiger“ angepappt worden war, zeigt auf einmal couragierten Fußball. Nicht Zufall und unansehnliches Gewürge wie sonst prägen den Hamburger Rasenalltag. Kombinationsfußball, Kurzpass-Kreisel, akkurat adressierte Zuspiele und durchdachter Abwehr-Verschiebebahnhof vor dem eigenen Tor - beim HSV ist Spielkultur eingezogen.
Anerkennung kam auch vom Gegner. „Hamburg hat in der ersten Halbzeit sehr, sehr gut gespielt“, lobte Eintracht-Stürmer Alex Meier, der wie immer in seiner früheren Heimatstadt das Tor nicht traf.
Den Unterschied zur Vorsaison beschrieb Abwehrspieler Dennis Diekmeier anhand einer Spielsituation. „Wir hatten ab der 55. Minute eine kleine Schwächephase, haben uns aber wieder gefangen. Letzte Saison wären wir komplett eingebrochen und hätten das Spiel verloren“, versicherte der Rechtsverteidiger. Warum aber hochbezahlte Fußball-Profis kollektiv in den Strudel gerissen werden können, wie es auch Borussia Dortmund im Vorjahr widerfahren war und Borussia Mönchengladbach es derzeit durchleidet, ist ein Fall für den Psychologen und dessen Couch.
Offenbar hat Eintracht-Trainer Armin Veh großen Respekt vor Labbadias Aufräumarbeit in Hamburg und bezeugte das mit seinem Outfit. Statt wie üblich im sportlich-legeren Freizeitlook zum Spiel zu erscheinen, war er im feinen Anzug gekommen. „Weil mein junger Kollege immer top gekleidet ist, habe ich nachgezogen“, erklärte Veh mit Blick auf den stets gestylten Labbadia, um anschließend zu beruhigen: Zum Spiel gegen Schalke am nächsten Mittwoch „komme ich wie immer“.
Vehs Mannschaft zieht aus der Hamburger Punkteteilung mehr Positives als Negatives. „Im letzten Jahr haben wir uns auswärts immer sehr schwergetan. Jetzt läuft es auswärts deutlich besser. Wir können mit der heutigen Leistung zufrieden sein“, beteuerte Innenverteidiger Marco Russ. Für das Offensiv-Dreigestirn Meier, Haris Seferovic und Luc Castaignos, das neun der zwölf Eintracht-Tore erzielt hat, aber in der Hansestadt leer ausgegangen war, bat er um Geduld. „Es braucht noch ein bisschen Zeit, bis sich die drei da vorne eingespielt haben. Aber man sieht, was sie können.“