Kolumne Warum die Mannschaft des FC Bayern zu 100 Prozent gegen Trainer Kovac spielt

München · Bayern München ist in den letzten Wochen wieder der FC Hollywood aus längst vergessenen Zeiten. Das hat ganz viel mit der Mannschaft zu tun, aber auch mit Versäumnissen von Präsident Uli Hoeneß.

Die Tage von Niko Kovac beim FC Bayern München sind offenbar gezählt.

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Uli Stein ist heute 64 Jahre alt und ein ehemaliger deutscher Fußball-Nationaltorwart, der in der Bundesliga für den HSV, Eintracht Frankfurt und Arminia Bielefed gespielt hat.

Um es vorwegzunehmen: Ich glaube nicht nur, dass das Tischtuch zwischen Mannschaft und Niko Kovac zerschnitten ist, sondern gehe auch zu 100 Prozent davon aus, dass das Team gegen den Trainer spielt. Die Spieler wollen ihn loswerden. Die Fehler, die die Spieler machen, kennt man aus den letzten zehn Jahren nicht. Eine 3:1-Führung aus der Hand zu geben, ist vollkommen ungewöhnlich. Zur Führungsetage: Die Schelte, die Präsident Uli Hoeneß jetzt an die Mannschaft gerichtet hat, kommt viel zu spät. Er hätte Niko Kovac viel früher den Rücken stärken müssen. Stattdessen hat er ihn im Regen stehen lassen.

Niko hat versucht, Disziplin in den Laden zu bekommen beispielsweise mit einem Handy-Verbot in der Kabine, das er wieder zurücknehmen musste. Dann darf Thomas Müllers Frau Lisa gegen Kovac twittern, ohne dass die Bayern-Chefs ein Zeichen gesetzt hätten. Jetzt ist es für eine Rückendeckung zu spät.

Wenn es früher geschehen wäre, hätten Spieler wie Robben, Ribéry oder Boateng gemerkt, dass den Anweisungen des Trainers Folge zu leisten ist – andernfalls hätte es Konsequenzen gegeben. Zum Beispiel, sie hätten auf der Bank gesessen oder auf der Tribüne. Das haben die Verantwortlichen nicht getan und sich damit erpressen lassen. Niko Kovac ist entmachtet und den Wölfen zum Fraß vorgeworfen worden. Das hat der Verein unterschätzt, jetzt hat er die Konsequenzen zu tragen: Die Mannschaft macht, was sie will.

Uli Hoeneß, Präsident des FC Bayern

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Ich halte nach wie vor große Stücke auf Niko Kovac, aber er hat auch an einigen Stellen nachgegeben und ist von seiner Linie abgewichen. Es ist auch für seine Zukunft wichtig zu demonstrieren, dass er ein Trainer ist, der an seinen Prinzipien festhält. Das hat er nicht geschafft.

Jetzt wird schon der Name Arsène Wenger gehandelt. Das halte ich für eine gute Personalie. Er bringt in jedem Fall mit, dass die Spieler Respekt vor ihm hätten. Er hat Autorität. Aber auch mit ihm würde es ein, zwei Monate dauern, bis diese Mannschaft wieder in der Spur ist.

Das Gegenteil ist der SC Freiburg – trotz des 1:1 gegen Bremen. Die Arbeit, die dort seit Jahren geleistet wird, ist nicht hoch genug anzurechnen. Wenn man überlegt, welchen Aderlass der SC jedes Jahr bei den besten Spielern hat, und dann doch immer wieder eine unheimlich spielstarke Mannschaft auf den Platz zaubert, ist das schon sensationell.