„Warum? Warum?“: Freiburgs Kapitän tobt - Streich ruhig

Sinsheim (dpa) - Christian Streich tobte nicht, er schimpfte nicht und fuchtelte nicht mit den Armen. Der Trainer des SC Freiburg saß in der Pressekonferenz wie erschlagen auf seinem Stuhl und erzählte mit monotoner Stimme das Spiel nach, als sei dies eine therapeutische Maßnahme zur Beruhigung.

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Als er zur Roten Karte für Vladimir Darida kam, da wirkte es kurz, als breche der 49-Jährige gleich in Tränen aus. Wieder den Ausgleich in der Nachspielzeit bekommen, wieder kein Sieg. Das 3:3 (2:1) bei 1899 Hoffenheim nur vier Tage nach dem 2:2 gegen Hertha BSC hat die Breisgauer tief getroffen.

Mit dem immer noch sieglosen Sportclub kann die Fußball-Bundesliga fast Mitleid haben. „Es wäre halt schön, wenn du mal ein Spiel gewinnst, in dem du ein paar Sekunden vor Schluss führst“, sagte Streich leise. „Wir müssen halt auch mal ein Spiel gewinnen, um damit unsere Bundesliga-Tauglichkeit nachzuweisen.“ Gegen Berlin hatten die Freiburger am Freitag in der sechsten Minute der Nachspielzeit den Ausgleich kassiert, im Baden-Derby vor 24 872 Fans in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena war es in der 93. Jannik Vestergaard stocherte den Ball über die Torlinie und die Freiburger Profis sanken reihenweise auf den Rasen.

Doch Freiburg wäre nicht Freiburg, hätte sich der Club nicht einmal mehr vom Schiedsrichter betrogen gefühlt. Nach dem Doppelschlag des Ex-Nürnbergers Mike Frantz (31./33.) und den Hoffenheimer Toren durch Tarik Elyounoussi (44.) und Sebastian Rudy (63.) hatte Thorsten Kinhöfer zunächst den Gästen einen Vorteil verschafft: Beim Foul von Tobias Strobl an Jonathan Schmid knapp vor der Strafraumgrenze pfiff der Unparteiische Elfmeter, den Darida zum 3:2 (75.) verwandelte.

Sechs Minuten später aber stellte Kinhöfer den Torschützen vom Platz, weil dieser bei einem Fallrückzieher Pirmin Schwegler im Gesicht traf. „Ich denke auch, dass es keine Absicht war“, sagte TSG-Trainer Markus Gisdol nach einem „unglaublich aufregenden Spiel“.

Streich ärgerte sich maßlos darüber, dass seine Mannschaft die Partie in Unterzahl zu Ende spielen musste. „Das hatte solche Konsequenzen auf das Spiel, das macht einen ein bisschen sprachlos“, meinte er und forderte das DFB-Sportgericht im Fall Darida auf: „Für so eine Rote Karte musst du eigentlich freigesprochen werden.“ Der tschechische Profi wurde allerdings am Mittwoch für gleich zwei Spiele gesperrt.

Kinhöfer hatte wahrlich keinen leichten Job in diesem zerfahrenen und immer hektischeren Spiel, und Streich betonte inmitten der Kritik, die dieser Tage über die Unparteiischen in der Bundesliga hereinbricht: „Ich habe schon so oft gesagt, ich möchte nicht Schiedsrichter sein. Die haben wahrscheinlich den schwersten Job.“ Aber er gab auch zu bedenken: „Mir geht's um die Entscheidungen, die nicht schwierig sind.“

Gisdol war auch angesichts des umstrittenen Elfmeters „superglücklich, dass wir den Ausgleich noch geschafft haben“. Seine immer noch ungeschlagene Mannschaft hatte in der ersten Halbzeit die schwächsten 45 Minuten dieser Saison abgeliefert. Während Streich und Freiburgs Präsident Fritz Keller („Ich habe keine Verschwörungstheorie. Schiedsrichter sind Menschen und Menschen machen Fehler. Pech nur, dass die Fehler immer bei uns passieren“) mühsam die Contenance wahrten, stand Julian Schuster erbost vor den Kameras und Mikrofonen.

„Das kann nicht sein“, schimpfte der Kapitän immer wieder. „Das kann nicht sein.“ Nämlich, dass der Schiedsrichter der Begegnung so einen Einfluss gegeben habe und auch noch so lange habe nachspielen lassen, was bei den ständigen Aufregern völlig nachvollziehbar war. „Warum vier Minuten? Für was denn? Warum da Rot?“, wetterte Schuster. „Das kann man ruhig mal schreiben. Wir haben bisher immer die Klappe gehalten - aber irgendwann ist gut.“