Was Klaus Fischer über Schalke denkt
Der Herzblut-Knappe Klaus Fischer spricht über die Gegenwart seines Fußball-Clubs.
Gelsenkirchen. 182 Tore in 295 Spielen hat Klaus Fischer für „seine“ Schalker gemacht. Wer einen solchen Erfolg nachweisen kann, der darf auch nach der aktiven Karriere hohe Ansprüche stellen. Im Gespräch mit unserer Zeitung analysiert Klaus Fischer die aktuelle Situation bei „S04“.
Herr Fischer, mit welchen Gefühlen blicken Sie auf die beginnende Rückrunde? Klaus Fischer: Ich bin froh, dass es wieder losgeht. Ein Wochenende ohne Bundesliga ist einfach nicht schön. Auch wenn die Spannung an der Spitze ein bisschen raus ist. Der FC Bayern ist einfach zu souverän.
Und mit Blick auf ihren Ex-Club Schalke 04?
Fischer: Es haben sich sicher alle eine andere Vorrunde gewünscht. Aber: Das Problem waren die Verletzten, das waren einfach zu viele. Klaas-Jan Huntelaar wird wieder zurückkommen, Julian Draxler auch.
Dann können wir wieder angreifen. Wohin kann es denn mit der Mannschaft gehen?
Fischer: Das Ziel muss der vierte Platz sein. Tuchfühlung dazu ist ja da. Wichtig ist, dass die Mannschaft Gas gibt und alles dafür macht. Das war in der Hinrunde nicht immer der Fall.
Was hat Ihnen denn gefehlt?
Fischer: Die Spieler müssen das Heft in die Hand nehmen. Von alleine geht es nicht. Mit Mut und Spielfreude muss die Mannschaft agieren. Das hat mir manchmal gefehlt. Aus dem Auswärtsspiel in Hamburg und den folgenden beiden Heimspielen müssen sieben Punkte her. Sonst wird es ganz schwer, die Ziele zu erreichen.
Die größte Kritik hat sich an Trainer Jens Keller festgemacht. Wie groß ist seine Verantwortung?
Fischer: Jens Keller wird seinen Spielern schon sagen, was sie machen sollen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er seine Mannschaft nicht gut eingestellt und unmotiviert auf das Feld schickt. Er ist aber sicher auch kein Medienmann. Das muss man akzeptieren. Das kann halt nicht jeder. Ich war auch jemand, der lieber hart gearbeitet als geredet hat. Es liegt fast immer an der Mannschaft. Wenn die Profis rausgehen und Angst vor Fehlern haben, liegt das nicht am Trainer. Dann funktioniert das eben nicht.
Haben Sie viele Spieler gesehen, die so ängstlich agiert haben?
Fischer: Davon habe ich etliche gesehen. Ich will keine Namen nennen. Aber zu oft waren zwei oder drei Spieler dabei, die sich nichts zugetraut haben. Das konnte die Mannschaft dann oft nicht mehr kompensieren. Die Spieler müssen mit Mumm auftreten und zeigen, dass sie Kerle sind.
Welche Spieler machen Ihnen den Mut?
Fischer: Dem Max Meyer zuzusehen, ist eine große Freude. Der wird sich auch noch mehr stabilisieren. Ich hoffe auch, dass Leon Goretzka in der Rückrunde eine größere Rolle spielt. Er hat bisher nicht viele Einsätze gehabt. Er muss aber auch zeigen, dass er unbedingt in diese Mannschaft hinein will. Das habe ich manchmal vermisst. Er ist ein junger Mann für die Zukunft. Er muss auf dem Platz zeigen, dass er ein Jahrhunderttalent ist.
Gab es denn noch einen Spieler, der sie überzeugt hat?
Fischer: Ohne Jefferson Farfan würde es schlecht aussehen. Die Mannschaft muss aber künftig die Last auf mehrere Schultern verteilen. Wenn die Verletzten zurückkommen, Kevin-Prince Boateng fit ist und Max Meyer in Form, dann haben wir schon eine Offensive, die sich sehen lassen kann. Die anfällige Defensive braucht dann ja gar nicht die Mittellinie zu überschreiten. Dann kann das auch wieder klappen.