96-Boss Kind im Fokus Was wird aus der 50+1-Regel? - Alle schauen auf die DFL

Frankfurt/Main (dpa) - Die Bundesliga blickt am Montag gespannt nach Frankfurt.

Dort will das Präsidium der Deutschen Fußball Liga verkünden, ob der langjährige Clubchef Martin Kind auch die Mehrheit an Hannover 96 übernehmen darf, oder ob er dafür keine Ausnahmegenehmigung von der umstrittenen 50+1-Regelung erhalten wird.

„Manche glauben ja, dass bei einem Wegfall von 50+1 bei jedem Verein zehn Investoren vor der Tür stehen“, sagte der Schalker Sportvorstand Christian Heidel an diesem Wochenende dazu. „Deshalb wartet ja auch jeder auf den Tag, an dem irgendetwas passiert und das geklärt wird.“

Nach Recherchen der „Bild“-Zeitung und des Berliner „Tagesspiegels“ zweifelt kaum jemand daran, dass Kind mit seinem Vorstoß scheitern wird. Deshalb ist längst auch die Frage, was von der 50+1-Regel überhaupt noch bestehen bleibt nach diesem Fall?

Der Hörgeräte-Unternehmer selbst kündigte für den Fall einer Niederlage den Gang vor ein ordentliches Gericht an. „Die Alternative ist der Rechtsweg“, sagte der Vereinspräsident und Mehrfach-Geschäftsführer der 96er. „Das ist von Anfang klar gesagt worden.“ 50+1 könnte langfristig also auch auf diesem Weg kippen.

Dass diese so heiß diskutierte Regel juristisch angreifbar ist, wissen auch die Spitzen der DFL. Deshalb soll dem „Bild“-Bericht zufolge an diesem Montag „nicht nur die Ablehnung des Kind-Antrags bekannt gegeben werden, sondern auch Ideen, wie die 50+1-Regel aufgelockert und verändert werden könnte.“ Hin zu mehr Rechten für Investoren, ohne die Mitbestimmung der Vereine in Frage zu stellen.

„Niemand will einen komplett freien Markt, in dem sich Investoren austoben und bedienen. Populistische Phrasen und die Ignorierung juristischer Risiken sind aber auch keine zukunftsfähige Lösung“, sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert schon beim Neujahrsempfang der Dachorganisation der 36 Proficlubs.

Noch begrenzt die 50+1-Regel den Einfluss externer Investoren bei einem Club. Sie sieht vor, dass die Stammvereine nach einer Ausgliederung der Profi-Abteilungen in eine Kapitalgesellschaft immer noch die Mehrheit der Stimmanteile besitzen müssen. Eine Ausnahmegenehmigung davon erteilt die DFL nur, wenn ein Unternehmen oder eine Privatperson einen Verein mehr als 20 Jahre ununterbrochen und in einem hohem Maße gefördert haben. Dieses Maß war bei Dietmar Hopp und seiner TSG Hoffenheim zum Beispiel gegeben. Bei Kind und Hannover 96 nach „Bild“-Recherchen offenbar nicht.

Die Meinungen in der Liga gehen bei diesem Thema auseinander. „Wenn man über 50+1 redet, denkt man automatisch an die Negativfälle. Man glaubt, dass die Chinesen oder irgendwer sonst mit dem großen Geldsack kommen und sich danach die Vereinsfarben und das Wappen ändern“, sagte Heidel. „Auf der anderen Seite gibt es die Leute, die unbedingt fordern, dass die Regelung weg muss, weil wir international nicht mehr wettbewerbsfähig sind. Ich glaube, dass sich durch eine Öffnung an dem Wettbewerb in Deutschland nicht viel ändern würde.“

Bei Kind selbst ist seit Wochen der Ärger über das lange Warten und die Zweifel an der Rechtmäßigkeit seines Antrags zu spüren. „Gelaber“ nannte der 96-Boss jüngst die Vorwürfe der Vereins-Opposition, seine finanzielle Förderung des Vereins sei nicht ausreichend gewesen.

Wieviel privates Geld der Unternehmer in den vergangenen 20 Jahren in den Verein gesteckt hat, verraten Kind und die DFL nicht. Kind sagte aber: „Wir können uns nicht mit den Werksclubs vergleichen oder mit Dietmar Hopp, der ein Milliardär ist. Für hannoversche Verhältnisse, und nur davon können wir ausgehen, liegt über 20 Jahre eine erhebliche Förderung vor. Diese Zahlen sind alle testiert.“