Bundesliga Werder Bremen: Werner vor erster Bundesliga-Saison - eine Analyse

Analyse | Bremen · Bundesliga Serie: Die Hansestädter sind zurück in der höchsten deutschen Fußballklasse. Können die Bremer auch Erstligafußball?

Die Bremer beim Trainingsauftakt.

Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Als Werder Bremen vor einem Jahr aus der Bundesliga abgestiegen war, gab es große Sorgen bei den Fans, dass dem Verein ein ähnliches Schicksal drohe wie anderen einstigen Bundesliga-Größen: dem Hamburger SV oder schlimmer noch dem 1. FC Kaiserslautern. Doch die Bremer berappelten sich und stiegen sofort wieder auf. Das Ziel kann nur sein, sich wieder in der Bundesliga zu etablieren und nicht gleich gegen den Abstieg zu kämpfen. Aber wie?

Kann Werder auch in der Bundesliga mutigen Offensivfußball spielen?

Trainer Ole Werner sagt: Ja. Jedenfalls in seinen Hauptsätzen. Da klingt das so: „Auch wenn wir auf stärkere Gegner treffen, wollen wir versuchen, mutig zu sein.“ In den Nebensätzen allerdings ist etwas anders zu hören. Da betont Werner, dass seine Mannschaft weniger Spielkontrolle haben werde als in den Zweitligaspielen und läuferisch und kämpferisch mehr gefordert werden wird. Heißt: Werder wird dem Gegner mehr hinterherlaufen müssen – und damit nicht so spielen können wie in der vergangenen Saison. Mit Niklas Stark und Amos Pieper kamen die prominentesten Neuzugänge für den Abwehrverbund. Das zeigt, wo die Prioritäten liegen werden.

Ist das Sturmduo Niclas Füllkrug und Marvin Ducksch gut genug für die Bundesliga?

Die Tore von Ducksch (20) und Füllkrug (19) waren maßgeblich für den Aufstieg. Zusammen haben die beiden selbsternannten „hässlichen Vögel“ 60 Prozent aller Werder-Tore erzielt. Die Frage ist: Können sich die beiden gegen schnellere, stärkere, cleverere Bundesliga-Verteidiger genauso in Szene setzen? Füllkrug hat bisher 98 Bundesligaspiele (28 Tore), Ducksch nur 31 (2 Tore). Bundesliga-Erfahrung haben sie nicht in höchstem Maße. Aber sie sind beide mit Ende 20 noch im besten Fußballer-Alter, sie können noch zulegen. Und Werder hat auch gar keine andere Wahl als darauf zu hoffen, dass die „hässlichen Vögel“ in der Bundesliga zu glänzenden Silbermöwen werden. Die Sturm-Alternativen sind die Jungspunde Eren Dinkci und Nick Woltemade sowie Neuzugang Oliver Burke, der in der vergangenen Saison in der zweiten englischen Liga zwei Tore erzielte.

Wer wird nach Ömer Toprak neuer Abwehrchef?

Einen solchen Mann zu ersetzen, scheint auf den ersten Blick schwer: Toprak war einer der besten zentralen Verteidiger der Zweiten Liga und Werder-Kapitän. Doch der zweite Blick verrät: Der 32-Jährige fehlte verletzungsbedingt häufig oder spielte angeschlagen – und damit nicht in Topform. Werder wird aber Innenverteidiger in Bestform brauchen, um in der Bundesliga bestehen zu können. Das Kommando in der Abwehr dürfte Milos Veljkovic bekommen, der seine Klasse schon bewiesen hat. Niklas Stark (kam von Hertha BSC) könnte diese Rolle auch einnehmen, der dürfte auf lange Sicht aber als defensiver Mittelfeldmann eingeplant sein.

Trainer Ole Werner kennt seit seinem Einstieg bei Werder fast nur rosige Zeiten. Kommt er auch mit dem zu erwartenden Grau klar?

Ole Werner und Werder Bremen, das passte vom ersten Tag an wie der Kartoffelsalat zum Rotbarsch. Ganze zwei Niederlagen gab es unter Werner, und die Krisenstimmung nach dem Impfpass-Skandal um Markus Anfang war schnell vergessen. Doch bei aller Euphorie: Ole Werner hat noch nie ein Bundesliga-Team trainiert. Und bei seiner letzten Station in Kiel hat er es nicht geschafft, den Abwärtstrend zu stoppen, in den die Mannschaft geraten war. Mit dem Druck im Abstiegskampf zu leben und trotzdem die Mannschaft zu verbessern, ist eine Aufgabe, die jeden noch so motivierten und eloquenten Trainer zermürben kann. Frag nach bei Florian Kohfeldt.

Kann Werder sich wirtschaftlich stabilisieren?

Vor einem Jahr stand ein Punktabzug im Raum, weil Werder so große finanzielle Sorgen hatte, dass die Auflagen der Deutschen Fußball-Liga (DFL) nicht erfüllt werden konnten. Erst durch den Verkauf von Stars wie Milot Rashica, Ludwig Augustinsson und Josh Sargent sowie die Aufnahme neuer Schulden bekam Werder die Kurve. Die größte finanzielle Not ist beseitigt. Spielraum für Top-Transfers gibt es trotzdem nicht. Nicht nur sportlich, auch wirtschaftlich ist Werder in Deutschland keine große Nummer mehr.