Bundesliga "Werkself": Nächster Rückschlag gefährdet Leverkusens Zukunft
Leverkusens 0:0 gegen destruktive Augsburger schmälert die Aussicht auf die Champions League. Doch ohne sie drohen die Abgänge von Leno, Brandt und Bailey.
Leverkusen. Viele leere Plätze, kaum spannende Szenen und einmal mehr eine Begegnung, in der es einer Mannschaft lediglich um das Verhindern eines Fußball-Spiels ging. Wer sich davon überzeugen wollte, wie wenig Qualität die Bundesliga in dieser Saison besitzt, der war am Karsamstag bei der Partie zwischen Bayer Leverkusen und dem FC Augsburg genau richtig. Die einen wollten nicht und die anderen konnten nicht. Die logische Konsequenz nach 90 ermüdenden Minuten: Ein 0:0 der schlechteren Art.
"Es ist toll, wie sich die Leverkusener zwischen den gegnerischen Abwehrketten bewegen und Räume erkennen. Aber wir haben kämpferisch klasse dagegen gehalten", sagte Manuel Baum. Der Trainer des FC Augsburg versuchte dem Grusel-Kick einen positiven Anstrich zu geben, Bernd Leno hingegen sprach Klartext über das unansehnliche Treiben der Gäste vom Lech. "Erst haben die Augsburger Beton angerührt und dann mehrere Busse vor dem Tor geparkt. Aber wir sind natürlich auch selber Schuld", sagte der Torhüter von Bayer Leverkusen.
Wohl wahr. Von einer Mannschaft, die in der nächsten Saison an der Champions League teilnehmen möchte, sollte erwartet werden, dass sie Ideen hat, wie ein stabiler Abwehrriegel zu knacken ist. Besonders, wenn sie nicht zum ersten Male in der Rückrunde vor diese Problematik gestellt wurde. "Die Gegner haben sich inzwischen auf uns eingestellt", sagte Leno und der am Samstag emsige Angreifer Julian Brandt meinte: "Wir müssen jetzt langsam Lösungen finden, um einfach mal wieder Tore zu schießen."
Brandt selbst tat dies in der 64. Minute, sein vermeintlich erlösendes 1:0 wurde jedoch durch den Video-Beweis wegen einer Abseits-Position von Leon Bailey zu Recht zurückgenommen. "Eine korrekte Entscheidung, aber sie tut natürlich sehr weh", sagte Brandt. So setzten sich die negativen Serien der "Werkself" fort. In fünf der vergangenen acht Partien gelang kein Treffer, dazu wurden in den vier zurückliegenden Heimspielen gleich acht Punkte verloren. Rückschläge, welche die Qualifikation zur Champions League immer stärker gefährden.
Die aber ist Voraussetzung, um den durchaus talentierten Kader zusammen zu halten. Während sich Bernd Leno vor einem Jahr noch klar zur "Werkself" bekannt hatte, scheint der Torhüter in diesem Sommer einem Wechsel nicht abgeneigt zu sein. Atletico Madrid, der SSC Neapel und Arsenal London haben ihr Interesse am 26-Jährigen bekundet. Sollte Leno gehen, stünde mit Lukas Hradecky von Eintracht Frankfurt immerhin ein adäquater Ersatz parat. Andere Abgänge hingegen würden zunächst einmal Lücken reißen.
Technik, Dynamik sowie Abschlussstärke eines Leon Bailey sind den Spähern der englischen Premier League nicht verborgen geblieben. Und auch Confed-Cup-Sieger Julian Brandt steht schon lange auf den Zetteln einiger Vereine, so hat der FC Bayern ein Auge auf den 21-Jährigen geworfen. "Natürlich strebe ich nach dem Bestmöglichen. Die Champions League ist mein Ziel, da möchte ich hin. Doch so lange dies hier in Leverkusen möglich ist, mache ich mir keine Gedanken", erklärte Brandt. Heißt im Umkehrschluss: Beim Verpassen der Königsklasse würde sich Brandt diese Gedanken machen. Für die "Werkself" geht es in den letzten sechs Spielen dieser Saison damit um mehr als nur die Teilnahme an der nächsten Champions League. Es geht um das Fundament, sich mittelfristig an der Spitze der Bundesliga behaupten zu können.