TSV Bayer 04 Leverkusen - Hertha BSC Berlin 2:1 (2:1) "Werkself" tanzt in die Champions League

Mit dem 2:1 gegen Hertha BSC Berlin hat sich Bayer Leverkusen für die Königsklasse qualifiziert. Torhüter Bernd Leno bleibt daher, verlängert aber nicht.

Die Leverkusener feierten den Einzug in die Champions League.

Foto: Roland Weihrauch

Leverkusen. Energischen Schrittes ging Ömer Toprak in Richtung Kabine und rief: "Herr Schade, her mit den 50 000 Euro!" Ganz offenbar hatte der Geschäftsführer von Bayer Leverkusen den Spielern diese Summe versprochen, sollten sie die Qualifikation für die Champions League schaffen. Also erließ Verteidiger Toprak am Samstag Nachmittag umgehend die Zahlungsaufforderung. Denn mit dem 2:1 (2:1) über Hertha BSC Berlin gelang der "Werkself" zum elften Mal der Sprung in die Königsklasse und das in diesem Jahr sogar auf dem direkten Weg. "Darauf können wir sehr stolz sein", sagte Bernd Leno.

Der Torhüter hatte schon vor der Begegnung mit der "alten Dame" von der Spree für Glücksgefühle bei den Leverkusener Anhängern gesorgt. Leno verkündete, dass er von seiner Ausstiegsklausel keinen Gebrauch machen und damit auch in der nächsten Saison unter dem Bayer-Kreuz zwischen den Pfosten stehen werde. "Die Champions League ist für einen Fußballer bei der Arbeitsplatzwahl immer das beste Reizmittel", sagte Leno. Ein Argument, dass RB Leipzig ausstach. Vorerst zumindest. Schließlich verzichtete der 24-Jährige bei seiner Entscheidung auf eine Verlängerung des bis 2018 gültigen Vertrages.

Das aber ging im allgemeinen Jubel des Tages unter. Ebenso wie der komplett an den Regeln vorbei ausgeführte Einwurf von Karim Bellarabi, in dessen Folge Julian Brandt die "Werkself" schon nach 77 Sekunden in Führung brachte. "Das war ein super Einwurf, nur so weit ich gesehen habe, war der falsch", sagte Brandt mit einem Grinsen. Der 19-Jährige traf damit auch im sechsten Spiel in Folge und wird bei seinem bereits gebuchten Sommerurlaub wohl von einer Ausstiegsklausel Gebrauch machen - der Reiserücktrittsversicherung.

Denn dass der seit Wochen in bestechender Form spielende Brandt eine Einladung vom DFB bekommen wird, steht außer Frage. Die Frage lautet nur noch EM oder Olympia. "Die olympischen Spiele in Rio de Janeiro wären ein geiles Erlebnis und ganz bestimmt kein Trostpreis. Aber noch viel lieber würde ich natürlich mit zur EM nach Frankreich fahren", sagte Brandt. Treffsicher und unbekümmert ist der gebürtige Bremer für Bundestrainer Joachim Löw eine echte Option. Wackelkandidaten wie der alternde Lukas Podolski oder der verkrampfte André Schürrle stehen nun noch mehr auf der Kippe.

Leverkusens Champions-League-Teilnahme tut dies nicht mehr. Lars Bender erhöhte in der 16. Minute auf 2:0, Vedad Ibisevic konnte für Hertha BSC lediglich verkürzen (21.). Zwar wurde es am Ende etwas enger, doch insgesamt war der Sieg des Teams von Trainer Roger Schmidt verdient. Es war der siebte Erfolg in Serie, ein erstaunlicher Lauf im eher trägen Rennen um die begehrten Plätze in Europa. "Am Ende waren wir der Ferrari unter den Schnecken", sagte Leno.

Wieder einmal bewies die "Werkself" auf der Zielgeraden Stehvermögen. Schon im vergangenen Jahr gelang mit neun Siegen aus elf Spielen noch der Sprung in die Qualifikation zur Champions League. Auffällig, dass der Erfolgsweg in beiden Jahren just begann, als in DFB-Pokal und Europa-Cup das Aus besiegelt war. Noch fehlt dem jüngsten Team der Bundesliga die Konstanz. "Da wollen wir in der nächsten Saison einen Schritt nach vorne machen", sagte Bellarabi. Dennoch - Bayer Leverkusen hat seinen Platz als dritte Kraft des deutschen Fußballs manifestiert. In jetzt 236 Bundesliga-Spielen seit der Saison 2009/10 wurden 425 Punkte geholt, das sind 1,80 Zähler im Schnitt. Lediglich Bayern München und Borussia Dortmund können in diesem Zeitraum bessere Werte vorweisen. "Dann wollen wir das alles jetzt mal ein wenig feiern gehen", sagte Bellarabi. Das Geld für diesen Tanz in den Mai hatte Ömer Toprak ja besorgt.