Borussia Dortmund Wie Watzke die BVB-Zukunft sieht
Vor dem CL-Spiel gegen Legia Warschau ledert der Geschäftsführer gegen Schalke und Leipzig und verspricht noch viel mehr Millionen.
Dortmund/Düsseldorf. Hans-Joachim Watzke hatte die Boxhandschuhe mitgebracht. Sinnbildlich. Denn was der Geschäftsführer von Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund am Montag auf der Aktionärsversammlung des börsennotierten Clubs in der Westfalenhalle 3b verlauten ließ, dürfte aufhorchen lassen.
Am Tag vor dem Champions-League-Heimspiel gegen Legia Warschau (Dienstag, 20.45 Uhr) verzichtete der 57 Jahre alte Sauerländer auf jede Zurückhaltung. Die Zahlen verleiten ihn zu solchem Übermut: 145 207 Mitglieder hat der BVB inzwischen, ist der viertgrößte Verein der Welt, liegt finanziell als Siebter hinter Paris und vor Chelsea unter den Top Ten in Europa — solche Kennzahlen haben Watzke die Zurückhaltung von einst, als der BVB nach Fast-Insolvenz erst einmal kleine Brötchen gebacken hat, vergessen lassen.
Watzke hat den Erfolgsweg des BVB eingeleitet, begleitet und geprägt, vielleicht verzeiht man ihm deshalb neue Verbal-Angriffe auf die Konkurrenz: „Wir haben die Blauen (Schalke 04) abgehängt“, sagte er am Montag grinsend und legte nach: „Sie werden uns nie wieder erreichen.“ Und über RB Leipzig moserte Watzke erneut: „Diesen Tabellenführer brauchen wir nicht zwingend. Ich ziehe trotzdem den Hut vor der sportlichen Leitung.“
Watzke ist sich sicher, dass der BVB-Erfolgsweg sich fortsetzen und ausbauen lassen wird. Nach dem Rekordumsatz im Geschäftsjahr 2015/16 (30.6.) von 376 Millionen Euro werden allein die TV-Rechte in der Bundesliga ab 2017/18 Einnahmen im mittleren zweistelligen Millionenbereich einbringen. Die vier Topligen erhalten zukünftig vier feste Startplätze für die Königsklasse. Auch bei der Geldverteilung profitieren die großen Clubs noch mehr als zuvor. Weit über 100 Millionen Euro können dann die Global Player wie der FC Bayern, Real Madrid oder der FC Barcelona pro Saison generieren, was einer Verdoppelung der jetzigen Einnahmen gleichkommt. Bei der Neugestaltung habe der BVB an einem Strang mit Bayern München gezogen, sagte Watzke. Der Feind von einst rückt nahe, wenn es um große Sprünge im Gleichschritt geht. Wer gemeinsam Geld verdient, versteht sich besser.
Von den rund 28 Millionen Euro Gewinn der AG will der BVB 5,5 Millionen Euro ausschütten. Das sind 6 Cent je Aktie. „Wir hätten auch mehr Geld ausschütten können“, sagte Watzke. Aber der restliche Gewinn werde für Investitionen benötigt.
Sportlich sieht Watzke den BVB auf gutem Weg. „Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir den Höhepunkt dieser Mannschaft noch längst nicht erreicht haben.“ Am Dienstag geht es weiter: Ein Sieg über Legia Warschau (20.45 Uhr/Sky) könnte den Weg zum Gruppensieg in der Champions League ebnen. Der 6:0-Kantersieg gegen die Polen im Hinspiel Mitte September verleiht Optimismus, Marco Reus steht wieder im Kader, die gute Ausgangsposition soll auf keinen Fall verspielt werden.
Schließlich rangiert der bereits für das Achtelfinale qualifizierte BVB zwei Punkte vor Real Madrid. Kommt der Titelverteidiger aus Spanien zeitgleich bei Sporting Lissabon nicht über ein Remis hinaus, könnte die Borussia mit einem Erfolg über das Schlusslicht aus Warschau den Gruppensieg vorzeitig perfekt machen. Den verletzten Stammtorhüter Roman Bürki, der sich im Spiel gegen die Bayern die Mittelhand brach und nun rund acht Wochen ausfällt, wird Roman Weidenfeller ersetzen.