„Wieder aufstehen“: Freiburg hakt Bürki-Patzer ab

Freiburg (dpa) - Für den verhängnisvollen Patzer seines Torwarts Roman Bürki fand auch SC Freiburgs Trainer Christian Streich keine Erklärung.

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„Ich weiß nicht, warum er den Ball nicht einfach mit der Hand genommen hat. Vielleicht dachte er, es war ein Rückpass“, mutmaßte Streich nach dem verunglückten Abschlag des Keepers kurz vor Schluss (90.+3), der beim 2:2 (1:0) gegen Hannover 96 wertvolle Punkte kostete. Bürki selbst fehlten die Worte. Mit offenem Mund stand er nach Schlusspfiff da und blickte in den Freiburger Abendhimmel. Der Schweizer Torwart des Fußball-Bundesligisten war sprachlos ob seines schweren Patzers. Wieder einmal ein Nackenschlag in den Schlussminuten für den Tabellenletzten nach der Vorrunde.

Zwar hatte Außenverteidiger Christian Günter noch direkt auf dem Platz gestenreich seinen Unmut zum Ausdruck gebracht. Doch später gab es keine Vorwürfe. Ein Bürki-Fehler in den Schlussminuten hat zwar schon beim 1:1 in Paderborn den Sieg gekostet, trotzdem war der WM-Teilnehmer in der bisherigen Saison zweifellos einer der besten Freiburger. Die Fans feierten ihn, was es in dieser Form „nur in Freiburg gibt“, befand Streich.

„Er hat uns schon oft den Hintern gerettet. Schade, dass es passiert ist“, sagte Mike Frantz. Der Stürmer, der unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff (45.) das überraschende 1:0 erzielt hatte, sprach von „unserer Familie hier“, und dem gemeinsamen Durchstehen negativer Phasen. „Wir werden in der Rückrunde wieder aufstehen.“ Jeder, der den SC nun abschreibe, „wird sich noch wundern“.

Die Lage ist ja trotz des letzten Tabellenplatzes alles andere als hoffnungslos. Bis zu Platz zwölf fehlen dem SC gerade mal drei Punkte. „Wir müssen als Mannschaft wieder etwas Besonderes schaffen“, sagte Streich mit Blick auf die vergangene Saison, als der Sportclub nach 14 Hinrunden-Punkten am Ende noch einigermaßen souverän die Klasse hielt. Nun gehe es darum, „dass wir daran arbeiten, Qualität und Stabilität zu entwickeln“.

Bis zur 83. Minute hatten die Freiburger ja geführt, ehe es zum wiederholten Mal in dieser Saison zum Déjà-vu kam. In fünf Partien der Hinrunde haben sich die Breisgauer schon Gegentore in den Schlussminuten eingefangen. „Es ist etwas ganz Besonderes, was da passiert. Auch dagegen müssen wir anarbeiten, und das werden wir: mit Ruhe und Bedacht“, sagte Streich, der personelle Verstärkung ankündigte. „Es wird nochmal Veränderungen geben. Hilfe von außen ist wichtig, um stabiler zu werden.“

Sportdirektor Klemens Hartenbach bestätigte bei Nils Petersen vom SV Werder Bremen das „beiderseitige Interesse“ und erklärte, „dass es auch schnell gehen könnte“ mit einer Ausleihe des Angreifers. Möglicherweise bleibe das die einzige Verpflichtung der Breisgauer im Winter. Bei eigenen Abgängen wären aber auch weitere Zugänge möglich. So ärgerlich das späte 2:2 durch Hannovers Stürmer Joselu war, so mussten sich die Freiburger eingestehen, gegen „gute Hannoveraner gespielt“ zu haben, wie Streich sagte. Die erste Hälfte der 96er war „eine unserer besten Halbzeiten in dieser Saison“, erklärte Trainer Tayfun Korkut. „Wir hatten eine sehr gute Spielanlage.“

Nach Marc-Oliver Kempfs Kopfball zum 2:0 (81.) schien die achte Saisonniederlage ohnehin schon besiegelt, ehe Leonardo Bittencourt (83.) und Joselu doch noch die Wende schafften. „Das spricht für die Mannschaft, dass sie Moral gezeigt hat“, sagte Torwart Ron-Robert Zieler. Allerdings auch unter tatkräftiger Mithilfe der Freiburger.