„Witz“ und „Frechheit“: Nürnbergs Zorn auf Referee
Nürnberg (dpa) - Die Worte von Nürnbergs Trainer Dieter Hecking in Richtung Schiedsrichter waren wenig charmant. „Witz“, „Frechheit“, „klare Fehlentscheidung“: Nach dem 2:2 gegen den VfB Stuttgart bekam der Unparteiische Markus Wingenbach den seit Wochen aufgestauten Zorn der Nürnberger zu spüren.
Dank eines umstrittenen Elfmeterpfiffs lotste der Referee die bis dato lethargischen Schwaben Mitte der zweiten Halbzeit zurück in die Partie. Aus kurzer Distanz hatte FCN-Verteidiger Philipp Wollscheid im Rutschen den Ball an die Hand geschossen bekommen - nach ebenso kurzem Zögern deutete Wingenbach auf den Punkt. Zdravko Kuzmanovic traf zum zwischenzeitlichen 1:1 (61. Minute).
Ein Fehler, wie die Nürnberger betonten, aber auch die Stuttgarter einräumten. Und obendrauf ein spielentscheidender, der dem Club womöglich den ersten Dreier nach zuletzt bereits vier sieglosen Partien in der Fußball-Bundesliga kostete. Wieder gut gespielt und trotzdem erneut kein Erfolg - den kriselnden Franken sind Leichtigkeit und auch das Glück irgendwie abhandengekommen.
Für Zündstoff sorgte nicht nur der Referee, sondern auch das Publikum, das den Punktgewinn nicht als solchen bewertete und die Spieler auspfiff. Dabei sei gerade in schwierigen Phasen wichtig, „dass die Mannschaft Hilfe von außen spürt, dass man vom ganzen Stadion merkt: Jetzt unterstützen wir die jungen Burschen“, sagte Hecking. Nach der grandiosen letzten Saison mit Platz sechs läuft es nicht mehr rund. Die fränkische Boygroup ist auf Platz 13 abgerutscht - so manches erinnert an die Spielzeit 2007/08, als der Club nach dem Pokalsieg zuvor an der Erwartungshaltung zerbrach und abstieg.
Ganz so weit ist es freilich noch nicht, zumal die Einstellung stimmt. Den Europacup-ambitionierten Stuttgartern war der FCN dank des großen Kampfgeistes und der flinken Offensive um die starken Robert Mak und Alexander Esswein weitestgehend überlegen. Dass es trotz zweimaliger Führung nach Treffern von Timmy Simons (9.) und Unglücksrabe Wollscheid (70.) trotzdem nur zu einem Zähler reichte, lag für Hecking an zwei Dingen: Wingenbachs Fehler natürlich - und der mangelnden Abgeklärtheit seiner jungen Truppe.
„Nach dem 2:1 müssen wir das einfach nach Hause fahren, das ist der einzige Vorwurf, den ich meiner Mannschaft mache“, sagte der 47-Jährige. Stattdessen besorgte der Mexikaner Maza (84.) das 2:2. In der Elfmeterdiskussion hatte selbst VfB-Trainer Bruno Labbadia Verständnis für die angesäuerten Gastgeber.
„Es ist schwierig für den Spieler, dem Schuss da noch auszuweichen“, meinte der frühere Torjäger, der in der Nürnberger WM-Arena in seinem dunkelblauen Anzug fast 90 Minuten lang wie ein Flummi an der Seitenlinie auf- und abgesprungen war. Zu sehr stieß ihm die Vorstellung seines Teams auf, dem nach drei Siegen aus den vorherigen vier Spielen lange der letzte Tick Engagement zu fehlen schien, auch in Franken punkten zu wollen.
Erst nach dem 1:1 wachte Stuttgart auf. „Von der Moral her bin ich zufrieden“, meinte Labbadia. Weckruf war Wingenbachs Elfergeschenk. Der 22-jährige Wollscheid, in dieser Saison erst zum Stammspieler gereift, war fassungslos. „Es ist schon bitter, jetzt mit nur einem Punkt dazustehen. Nach dem Verlauf wäre ein Sieg in Ordnung gewesen. Mit dieser Einstellung werden wir aber noch genug Punkte holen!“