Mit Wut im Bauch - Schmelzer: „Keine Versager“
Dortmund (dpa) - Pleite in der Champions League, Party in der Bundesliga - der bereits zum Problemfall erklärte Meister aus Dortmund trotzte der Kritik. Nur drei Tage nach dem unwürdigen 1:3 in Piräus trumpfte die Borussia beim 5:0 (3:0) über den 1. FC Köln groß auf.
„Wir wollten beweisen, dass wir keine Versager, sondern Menschen sind, die einen schlechten Tag haben können“, kommentierte Torschütze Marcel Schmelzer nach seinem ersten Bundesliga-Treffer voller Genugtuung. Und auch Trainer Jürgen Klopp konnte sich einen verbalen Seitenhieb auf die jüngste Medienschelte nicht verkneifen: „Wer den Charakter dieses Teams infrage stellt, hat nicht alle Latten auf dem Zaun.“
Die Verlierer von Piräus feierten die Rückkehr der Leichtigkeit und bauten ihren aufgestauten Frust nicht nur auf dem Rasen, sondern auch vor den Kameras und Mikrofonen ab. Fast alle Beteiligten nutzten die Gunst der Stunde, um ihren Unmut über die negativen Schlagzeilen der vergangenen Tage kundzutun. Kapitän Sebastian Kehl, der sich eine aufgeplatzte Lippe noch an der Seitenlinie tackern ließ, beschrieb die explosive Stimmung innerhalb des Dortmunder Teams, die den Kölnern zum Verhängnis wurde: „Wir kamen aus Griechenland mit großer Wut zurück und wussten, was wir uns eingebrockt hatten.“
Ein derart einseitiges Spiel wie in Dortmund gab es in der langen Bundesliga-Geschichte selten. Die Tore von Shinji Kagawa (7.), Schmelzer (25.), Robert Lewandowski (44./50.) und Kehl (66.) spiegelten das Kräfteverhältnis nur unzureichend wieder. Erst in der 86. Minute kamen die Kölner zu ihrem ersten und einzigen Schuss auf das gegnerische Tor.
Angesichts der Dortmunder Dominanz stutzte FC-Trainer Stale Solbakken beim Lesen der Spieldaten: „Laut Statistik haben wir 55 Prozent aller Zweikämpfe gewonnen. Das muss ein Fehler sein.“ Und BVB-Manndecker Neven Subotic antwortete auf die Frage, ob er schon mal eine Partie mit solch großer Überlegenheit einer Mannschaft erlebt habe, kurz und lapidar: „Auf der PlayStation.“
Mit dem vierten Bundesliga-Sieg in Serie schob sich der Titelverteidiger nach mäßigem Start in die Saison erstmals auf Rang zwei vor und stieg damit zum ersten Bayern-Jäger auf. Zudem war es eine gelungene Generalprobe für das Pokalspiel am Dienstag an gleicher Stätte gegen Dynamo Dresden. „Die Favoritenrolle ist eindeutig. Dennoch nehmen wir dieses Spiel sehr ernst. Aber wir fühlen uns jetzt viel besser“, sagte Trainer Klopp voller Erleichterung über die passende Antwort seines Teams auf die Schlappe von Piräus.
Dagegen erlebten die Kölner einen rabenschwarzen Tag. „Das war kollektives Versagen. Der Gegner war fünf Klassen besser, wir haben alle die Note 6 verdient“, klagte Nationalspieler Lukas Podolski. Als wäre das 0:5 nicht Strafe genug, mussten die derzeit ohnehin personell arg gebeutelten Gäste einen weiteren Ausfall hinnehmen. Offensivkraft Adil Chihi zog sich in der Partie einen Kreuzbandriss im linken Knie zu.
Für einen Lichtblick an einem überaus tristen Nachmittag für den FC sorgten die Fans. „Wir wollen die Mannschaft sehen“, skandierten sie kurz nach dem Abpfiff und ließen sich - dirigiert vom Dortmunder Flügelspieler Kevin Großkreutz - zur La Ola verleiten. Dieser ungewöhnliche Vorstellung sorgte selbst bei Trainer Solbakken für ein kurzes Lächeln: „Die Fans waren sehr gut, Mannschaft und Trainer waren sehr schlecht.“