Wunder von 1999 als Vorbild: Eintracht glaubt an Rettung

Frankfurt/Main (dpa) - Der Mythos-Trick von Niko Kovac hat funktioniert, nun bastelt der Trainer von Eintracht Frankfurt an einem Plan für das Derby bei Darmstadt 98.

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„Wir waren im Museum und haben uns angeschaut, was vor 17 Jahren alles passiert ist“, berichtete Kovac nach dem erlösenden 2:1-Erfolg gegen Mainz 05 mit einem zufriedenen Lächeln.

Die Reise in die Vergangenheit soll der Eintracht den Weg in die Zukunft weisen, das Fußball-Wunder von 1999 als Vorbild für den heißen Abstiegskampf dienen. Damals retteten sich die Hessen dank vier Siegen in den letzten vier Spielen vor dem Sturz in die Zweitklassigkeit - davon ist Kovac auch anno 2016 überzeugt. „Wir haben uns nicht abgeschrieben und glauben an den Klassenerhalt. So, wie die Jungs das gegen Mainz gemacht haben, muss es weitergehen“, forderte er.

Die 90 Minuten gegen den Nachbarn haben die Stimmungslage komplett verändert. Die Hoffnung ist zurück in Frankfurt, im Verein und dem gesamten Umfeld wächst der Glaube an die Rettung. „Der Sieg ist wichtig für die Seele und das Lebenszeichen, das alle brauchten“, erklärte Vorstandsmitglied Axel Hellmann.

Frankfurt (30 Punkte) ist wieder dran an der Konkurrenz - und würde bei einem Erfolg mit zwei Toren Differenz in Darmstadt am kommenden Samstag definitiv den Abstiegsplatz verlassen, weil sich Werder Bremen (31) und der VfB Stuttgart (33) im direkten Duell die Punkte wegnehmen.

Zudem wäre auch der Aufsteiger aus Darmstadt (35), der wie 1899 Hoffenheim (34) und der FC Augsburg (36) noch zittern muss, wieder in Reichweite. „Die Euphorie ist bei allen wieder da. Wir müssen diesen Sieg als Initialzündung in die Woche mitnehmen“, sagte Verteidiger Bastian Oczipka.

Änis Ben-Hatira, der mit einem von Stefan Bell abgefälschten Schuss den späten Sieg erzwang, schwor seine Kollegen mit martialischen Worten auf die nächste Aufgabe ein. „Das wird kein Spaß-Spiel, das gibt Krieg“, sagte der Wintereinkauf von Hertha BSC. „Für uns zählt in Darmstadt nur ein Sieg. Wir müssen und werden gewinnen.“

Allerdings müssen die Frankfurter dies ohne die Unterstützung ihrer Fans bewerkstelligen, denn nach den unrühmlichen Vorkommnissen im Hinspiel hatte das DFB-Sportgericht einen Ausschluss der Eintracht-Anhänger für diese Partie verfügt. „Das ist natürlich ein Defizit. Aber wir werden alles dafür geben, damit die Fans zuhause feiern können“, versprach Kovac.

Selbst der als notorischer Mahner bekannte Heribert Bruchhagen glaubt noch an ein Happy End. „Die Mannschaft hat erkannt, dass es so nicht weitergehen konnte. Sie mobilisiert jetzt Kräfte“, stellte der am Saisonende scheidende Vorstandschef fest. „Wir stehen zwar immer noch mit dem Rücken zur Wand, aber das Spiel macht Mut. Mit dieser Einstellung und Moral haben wir sicherlich Chancen.“

Gegen Mainz liefen die Frankfurter 3,2 Kilometer mehr als der Rivale. Auch sonst sah Kovac eine Menge guter Ansätze. „Die Mannschaft zeigt Fortschritte. Von der Organisation, von der Disziplin war das gut“, lobte er. Nach frustrierenden Wochen mit etlichen Rückschlägen sorgte der zweite Sieg unter seiner Regie für eine Eruption der Gefühle. „Uns ist ein Batzen Steine vom Herzen gefallen“, berichtete Kovac. Dann richtete er den Blick nach vorn: „Wir müssen weiter hart arbeiten, denn wir werden nichts geschenkt bekommen.“