Ziegler-K.o. zwingt VfB erneut zu Torwarttausch
Stuttgart (dpa) - Dramatische Wende im Torhütertausch: Wegen Marc Zieglers Gehirnerschütterung rückte der kurz zuvor degradierte Sven Ulreich wieder völlig unverhofft zur Nummer 1 beim VfB Stuttgart auf.
Der Jungspund wird auch am 27. Februar im Schlüsselspiel der stark abstiegsbedrohten Schwaben bei Eintracht Frankfurt im Tor stehen. Ob nach Zieglers Genesung die brisante Personalie wieder zum Topthema wird und eine erneute Rochade erfolgt, ist derzeit offen.
Nach nur 48 Minuten war das bis dahin glänzende Comeback des Routiniers schon wieder beendet. Ziegler war bei dem schweren Zusammenprall mit Benfica Lissabons Nicólas Gaitán regelrecht k.o, gegangen. Der Mittelfeldmann hatte den Keeper extrem unglücklich mit dem Knie am Kopf getroffen, wonach dieser minutenlang bewusstlos am Boden lag.
„Er war eine Zeit lang weg“, sagte VfB-Manager Fredi Bobic betroffen. Verteidiger Khalid Boulahrouz berichtete besorgt: „Marc hat sich 0,0 bewegt. Das ist sehr traurig.“ Sofort wurde Ziegler in ein Krankenhaus transportiert und eingehend untersucht.
Herrschten nach der 0:2-Pleite in der Europa-League-Zwischenrunde bei den Stuttgartern noch Schock und Schrecken, sorgten einen Tag später die ärztlichen Mitteilungen für etwas Erleichterung. „Die Computertomographie hat ergeben, dass er keine Schäden am Kopf oder Hals davon getragen hat“, teilte ein Sprecher des Fußball-Bundesligisten der Nachrichtenagentur dpa mit.
Ziegler durfte noch am Tag nach dem Lissabon-Spiel die Klinik verlassen. Wie lange der dreifache Familienvater pausieren muss, ist derzeit offen. Statt als neuer Stammkeeper im Kampf um den Klassenerhalt mithelfen zu können, steht dem 34-Jährigen eine längere Rehabilitation bevor.
Ulreich profitiert vom Pech seines Kollegen und kehrt ins Team zurück. Der 22-Jährige bewies, dass er die erst am Dienstagabend vollzogene Degradierung nervenstark verkraftet hat und zeigte gegen Benfica wie zuvor Ziegler eine bärenstarke Vorstellung. „Beide Torhüter boten eine Topleistung“, lobten Labbadia und Bobic wortgleich ihre Profis.
Die Sorge, dass Ulreich wegen des Verlustes seines Nummer-1-Status' einen Knacks bekommen könnte, hat sich nicht bestätigt. Trotz der Entscheidung pro Ziegler hatten Trainer und Sportdirektor das große Potenzial und die Professionalität Ulreichs pädagogisch geschickt positiv herausgestrichen.
Nun müssen die VfB-Verantwortlichen und Ulreichs völlig verunsicherte Vorderleute im Abstiegskampf wieder voll dem Jungspund vertrauen. Labbadia stärkte dem Schlussmann demonstrativ den Rücken: „Ich bin sicher, dass er gegen Frankfurt ein hervorragendes Spiel zeigen wird.“
Ulreich sei wegen der Zurückstufung „sehr enttäuscht und wütend“ gewesen, sagte Labbadia. „Aber danach war er sehr fokussiert, als wäre ein Ballast abgefallen.“ Das müsse er „mitnehmen und so weitermachen“. Bobic bescheinigte Ulreich ebenfalls, die „große Enttäuschung gut verarbeitet und richtig kanalisiert“ zu haben. „Solche Jungs brauchen wir“, sagte der Sportdirektor.