Zoff um Diego trübt Wolfsburger Stimmung
Wolfsburg (dpa) - Die Fans des VfL Wolfsburg sangen glückselig vom „Eurooopapokaaaal“, doch hinter den Kulissen gab es Zoff. Trotz der Aussicht auf die erfolgreichste Hinserie der Clubgeschichte in der Fußball-Bundesliga war Manager Klaus Allofs nach dem 3:1 gegen den VfB Stuttgart verärgert.
Adressat war - wieder einmal - der egozentrische Spielmacher Diego, der bei seiner Auswechslung schon nach 72 Minuten beinahe für einen Eklat gesorgt hätte.
Nur weil Trainer Dieter Hecking auf Diego zuging, gab es ein kurzes, frostiges Abklatschen. Diego würdigte Hecking keines Blickes und wäre glatt am Coach vorbei gelaufen. Dafür gab es einen Rüffel. „Nein, für mich ist das nicht nachvollziehbar“, polterte Allofs: „Hier ist jeder ein 23. im Kader. Nicht mehr und nicht weniger.“
„Keiner geht gerne raus. Vor allem dann nicht, wenn er sich gut fühlt“, erklärte der Brasilianer, Torschütze zum 2:0 (53. Minute), sein Verhalten. Frustriert schaute Diego zu Boden und schlich auch für seinen Wechselpartner Ivan Perisic aufreizend langsam vom Feld, als Hecking den Tausch anzeigte. „Ich hätte 90 Minuten spielen können, aber der Coach entscheidet“, nölte Diego, der in der Vorwoche aufgrund von Adduktorenproblemen kaum trainieren konnte.
Während Hecking versuchte, das Thema klein zu halten („Ich finde seine Reaktion normal. Kein starker Spieler will gerne ausgewechselt werden.“), machte Allofs seinem Ärger Luft. In fast jeder Aussage gab es klare Botschaften an den Großverdiener Diego, dessen Vertrag im Sommer ausläuft. „Wenn das für Diego wichtig war, war es umso wichtiger für Ivan“, antwortete Allofs auf die Frage, wie wichtig das erst zweite Saisontor Diegos für den Spieler gewesen sei.
Perisic, der trotz einer starken Leistung in der Vorwoche in der Startelf wieder für Diego weichen musste, sorgte nach seiner Einwechslung den Endstand (78.). „Das war wichtig, dass Ivan reingekommen ist. Es war ja eine schwierige Entscheidung, die Mannschaft zu verändern, die das in Freiburg sehr gut gemacht hat“, befand Allofs. Zur guten Leistung Diegos sagte er nichts.
Der Mittelfeldzampano, von dem das gesamte Spiel Wolfsburgs lange Zeit komplett abhängig war, ist in seinem vierten Vertragsjahr beim VfL plötzlich verzichtbar geworden. In Maximilian Arnold ist ein junger neuer Taktgeber aus den eigenen Reihen hervorgekommen; das Spiel der Wolfsburger ist variabler und damit auch erfolgreicher geworden. In drei der vergangenen acht Spiele ohne Niederlage fehlte Diego bereits. Unter anderem beim 2:1 gegen Borussia Dortmund.
„Das ist keine angenehme Position, aber Teil meines Jobs und ich versuche es, nachvollziehen zu können“, sagte Diego zur für ihn ungewohnten Situation, austauschbar geworden zu sein. Diese Erkenntnis ist auch für den Verein heikel. Allofs will erst den weiteren Saisonverlauf abwarten, um über eine mögliche Vertragsverlängerung zu sprechen. Diego dagegen will möglichst bald Klarheit. „Das hängt vom Club und von Klaus ab. Sie haben mit Sicherheit einen Plan. Ich finde, sie sollten den ersten Schritt machen“, forderte der Brasilianer.
Zwischen den Zeilen deutet momentan einiges darauf hin, dass sich spätestens im Sommer die Wege trennen. Auftritte wie am Samstag bestärken Befürchtungen, dass ein Diego, der an Bedeutung verliert, in der Rückrunde zum Problem werden könnte. Kein Wunder also, dass beim Tabellen-Fünften prompt die Frage aufkam, ob Diego in der Rückrunde überhaupt noch in Wolfsburg spielt. „Für den Moment“ gehe er davon aus, meinte der Spieler selbst: „Ich stehe hier unter Vertrag. Es gibt keine andere Vereinbarung.“