Bayer Leverkusens Leader Granit Xhaka war geladen. Zur dürftigen Leistung von Florian Wirtz wollte sich der Mittelfeldspieler nach der Lektion des FC Bayern in der Champions League lieber nicht äußern. „Andere Frage“, beschied er nach dem deftigen 0:3 (0:1) im Achtelfinal-Hinspiel.
Zu seiner eigenen, ebenfalls dürftigen Leistung hielt sich der 32 Jahre alte Schweizer ebenfalls zurück. „Andere Frage“, beschied er auch hier. Und zum mega-gefrusteten Jeremie Frimpong hielt sich Xhaka lieber auch zurück. Man befasse sich nicht mit Einzelspielern, meinte er. Xhaka wollte lieber mal ein „bisschen atmen, um nichts Falsches zu sagen“, wie er sich selbst empfahl.
Vom Trainer-Genie zum Trainer
Die Vollgas-Bayern haben Bayer mit ihrer dominanten Vorstellung in der Allianz Arena ins Mark getroffen. Genauso wie es die Münchner um ihren Trainer Vincent Kompany für dieses am Ende ungleiche Kräftemessen geplant hatten. Genauso wie es Leverkusens Trainer Xabi Alonso natürlich verhindern wollte.
„Wir brauchen fast ein Wunder“, räumte der frühere Münchner Alonso mit Blick auf das Rückspiel ein. Zumindest für diesen einen Abend wandelte sich der Spanier vom Trainer-Genie zum doch allzu irdischen Trainer zurück. „Heute lief alles gegen uns, woran wir auch selbst Schuld waren“, resümierte Alonso.
Der Fehlgriff mit Mukiele
Alonso konnte sich auch selbst nicht aus der Verantwortung nehmen. Seine Spieler wirkten gegen diese wie aufgeputscht auftretenden Münchner richtig eingeschüchtert. Und Alonso vergriff sich personell.
Die Auswechslung des schwachen Verteidigers Nordi Mukiele zur Halbzeit hätte jeder mehr als nachvollziehen können. Stattdessen hielt Double-Coach Alonso an dem vorbestraften Franzosen fest - und wurde abgewatscht. Mukiele flog in der 62. Minute mit Gelb-Rot vom Platz. Harry Kane erzielte anschließend den dritten Bayern-Treffer per Foulelfmeter.
Xhaka mächtig angefressen
Der komplett bediente Xhaka fand den Platzverweis unnötig sowie dumm. Und auch den Elfmeterpfiff des englischen Referees Michael Oliver nach einem Zweikampf zwischen Edmond Tapsoba und Kane konnte er überhaupt nicht nachvollziehen. Den würde Oliver „in der Premier League nie pfeifen“, meinte Xhaka, der den Schiedsrichter aus seiner Zeit beim FC Arsenal kennt.
Sei's drum. Vorbei war's für Bayer, das im siebten Aufeinandertreffen von Alonsos Leverkusenern mit den Münchnern erstmals unterlag. „Wir müssen zurückkommen“, verkündete der Trainer trotzig und hielt sich an die Floskel: „Es ist nicht vorbei, bis es nicht vorbei ist.“
Aus der Praxis wissen die Leverkusener, dass sie die Münchner schlagen können. Erst im Dezember warfen sie Kane & Co. aus dem DFB-Pokal. Aber der DFB-Pokal ist eben nicht diese auch emotional aufgeladene Champions League.
Tah hat noch „Glauben und Hoffnung“
Dennoch klammern sich die Leverkusener an eine Mini-Chance, die eventuell auch ein Ausfall von Bayern-Torwart Manuel Neuer wegen eines Muskelfaserrisses ein klein wenig erhöhen könnte. „Wenn wir früh in Führung gehen, kann alles passieren. Wir werden nicht aufgeben“, verkündete Xhaka.
Die Leverkusener müssen aber am Dienstag schleunigst ihr offensichtliches Erstaunen über diese Dampfmacher-Bayern ablegen. „Wir waren nicht intensiv, nicht gallig genug“, erkannte Kapitän Jonathan Tah völlig richtig.
Ans Aufgeben denkt aber auch der Nationalverteidiger nicht. „Wir wissen, was für eine Riesen-Challenge es ist“, sagte Tah. Aber dennoch habe er natürlich „noch Glauben und Hoffnung“ für das Rückspiel.
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