„Anti-Guardiola“: Atlético-Coach Simeone ist Club-Abbild
Madrid (dpa) - Die fußballerischen Konzepte könnten kaum unterschiedlicher sein. Während für Bayern-Starcoach Pep Guardiola flüssige Kombinationen und Ballbesitz im Mittelpunkt stehen, legt Diego Simeone von Atlético Madrid Wert auf Kampfkraft, Härte und taktische Disziplin.
„Wenn man an den Erfolg glaubt und hart arbeitet, kann man seine Ziele erreichen“, lautet die Devise des Argentiniers, der einen Tag nach dem Champions-League-Spiel gegen die Bayern im Vicente-Calderón-Stadion 46 Jahre alt wird.
Mit seinem bedingungslosen Siegeswillen schießt Simeone, der schon als Profi weder sich noch die Gegner geschont hatte, zuweilen über die Grenzen des Erlaubten hinaus. In Spanien droht dem Atlético-Trainer eine Sperre, weil am Samstag im Punktspiel gegen den FC Málaga von seiner Trainerbank aus ein Ball aufs Spielfeld geworfen wurde, um einen Konter des Gegners zu unterbrechen.
Vor knapp zwei Jahren hatte „El Cholo“, wie der fast immer in Schwarz gekleidete Argentinier genannt wird, acht Spiele pausieren müssen, nachdem er den vierten Offiziellen mit der Hand in den Nacken gepatscht hatte. Simeone beklagt sich nicht, wenn er bestraft wird. „Wer einen Fehler begeht, muss dafür zahlen“, sagte er.
Als Profi von Atlético war er mit Guardiola häufig aufeinandergetroffen, als Trainer nur einmal: Im Februar 2012, knapp zwei Monate nach seinem Amtsantritt, verlor er mit Atlético 1:2 gegen das Guardiola-Team des FC Barcelona. Der heutige Bayern-Coach hält viel von seinem Gegenüber. „Simeone ist einer der besten Trainer der Welt“, konstatierte Guardiola. „Seine Mannschaft spielt mit der Mentalität des Trainers. Die Spieler folgen ihm und tun, was er will.“
Simeone passt aber auch mit seinem Konzept „Arbeit, Arbeit und noch mehr Arbeit“ wie kein Zweiter zur Tradition des Clubs aus den Arbeitervierteln im Süden der spanischen Hauptstadt. Mit seiner ausgeklügelten Defensiv-Strategie führte er Atlético aus der Krise und ließ die Rot-Weißen an alte Erfolge anknüpfen. Er gewann auf Anhieb mit Atlético die Europa League (2012), anschließend den Pokal (2013) und die Meisterschaft (2014). Im Champions-League-Finale 2014 scheiterte sein Team erst in der Verlängerung am Lokalrivalen Real Madrid. „Atlético sollte dem Trainer ein Denkmal errichten“, meinte die Zeitung „El Mundo“.
Trotz aller Unterschiede haben Simeone und Guardiola so manches gemeinsam. Beide waren schon wenige Jahre nach Abschluss ihrer Profi-Laufbahn zu erfolgreichen Trainern aufgestiegen. Sie sind wie besessen von ihrem Job und kümmern sich bei der Vorbereitung ihrer Teams um die kleinsten Details.
Bei Simeone schwingt - anders als bei Guardiola - eine gewisse Sentimentalität mit, wenn er die Werte und den Zusammenhalt seines Vereins beschwört. „Bei uns sind die Spieler, Zeugwarte, Angestellte und Fans auf einer Linie“, betonte er. Zugleich genießt er es, dass sein Atlético in der Runde der europäischen Spitzenclubs die Rolle des Störenfrieds spielt. „Wir wissen, dass unsere Gegner zuweilen besser sind als wir“, sagte er. „Aber unsere Stärke besteht darin, dass wir uns selbst in der Lage sehen, es mit ihnen aufzunehmen.“